Linzer-Plätzchen klingen niedlich und delikat, finde ich. Und doch hat in diesem Kleingebäck sehr viel an Geschmack Platz. Wenn man bedenkt, wie viele verschiedene Kekse, Plätzchen und Kreationen zu Weihnachten erfunden, ausgeklügelt und dann gebacken werden – es ist eine Wohltat die herrlichen Zuckerwerke nur mit bloßen Augen zu betrachten, ganz davon zu schweigen, sie zu genießen.
Sie munden wie kleine, süße Linzertörtchen, der Geschmack von Zimt und Nelke ist jedoch geballter. Schokolade und Haselnuss explodieren im Mund.
Ich muss ja ehrlich zugeben, dass ich in Sachen Weihnachtsbäckerei bis jetzt noch nicht sehr viel Neues ausprobiert habe, auch wenn ich Kekse backen ja von Herzen liebe und ich Tage damit zubringen könnte.
Beim Teig kneten, Teig ausrollen, Teig modellieren und ausstechen spüre ich eine angenehme Ruhe in meinen Händen, diese breitet sich dann langsam aus, geht zärtlich auf Herz und Seele über und wenn ich mir dann noch etwas Musik dazu anhöre, dann kann ich wohl ein glücklicher Menschen sein.
Auch beim Keksebacken mag ich es am liebsten wieder einfach. Bei Keksen experimentiere ich nicht so gerne herum wie bei anderen Mehlspeisen, weil sie so klein sind und meine Ideen dafür einfach zu groß.
Kindheits-Weihnachtskekse
Weihnachtskekse verbinde ich mit meiner Kindheit und nie dürfen einige Sorten fehlen, weil es sonst für mich einfach nicht Weihnachten wird. Beim Duft dieser Kekse steh ich für Sekunden wieder in der warmen Stube und schlecke an einem Teller voll mit Keksen. Meine Nase ist weiß vom Staubzucker und bis in die Seele hinein riecht es nach Vanille und Glück.
Vanillegipferl, Spitzbuben, Kokosbusserl, Lebkuchenkekse, Rumtörtchen…das sind meine allerliebsten Weihnachtskekse. Ohne die will und kann ich mir Weihnachten nicht vorstellen. Meine Mutter hat sie ein Leben lang an Weihnachten gebacken und backt sie immer noch. Nie darf eine Sorte fehlen.
Das Backbüchlein meiner Mutter oder das Glück der einfachen Dinge
Wie überschaubar doch früher noch alles war. Da gab es das Backbüchlein meiner Mutter, von Hand geschriebene Rezepte, vom vielen Öffnen und Blättern mit mehligen Händen ganz starr. Ja, sogar das Büchlein hat nach Weihnachten geschmeckt.
Manchmal sehne ich mich nach weniger: nach weniger Auswahl, weniger Anhäufung, weniger Überfluss. Einfachheit tut so gut und ist so tröstend, ihr kann ich mich hingeben und ich kann loslassen, was nicht glücklich macht und nicht notwendig ist. Sie fängt alles auf, was man zum Leben braucht und würde alles filtern, was das Leben erschwert.
„Wenn wir die Schönheit des Einfachen entdeckt haben, wenn wir sehen, dass es eine umfassende, absolut betörende Ordnung gibt, der wir folgen und die wir verstehen können, dann erscheint plötzlich alles in einem anderen Licht. Wir sehen das Komplizierte nur noch als nicht erreichte Einfachheit – als verlorene Schönheit des Ganzen.
Peter Steiner
So einfache, aber große Rezepte, die im Backbüchlein meiner Mutter geschrieben stehen, ja, so wünschte ich mir wären manchmal die Kapitel im Buch meines Lebens geschrieben.
Später habe ich angefangen, auch andere Kreationen an Weihnachtsplätzchen auszuprobieren. Ich staune darüber wie viele Sorten es mittlerweile gibt und was Menschenhände Wunderbares kreieren. Da lass ich mich gerne inspirieren und blättere mich durch Bücher und Zeitschriften und auf Pinterest navigiere ich durch ein ganzes Keksuniversum.
Aber irgendwie lande ich zum Schluss immer wieder bei ganz einfachen, unbekümmerten Keksen, die bloß beim Anschauen schon glücklich machen, aber nicht perfekt sind. So wie meine Linzer-Plätzchen, die an Mürbigkeit kaum zu übertreffen sind. Glückskekse, eben!
Zutaten für unsere Linzer-Plätzchen
Zutaten für ca. 35 Stück
Mürbeteig:
Zucker – 100 g
Butter (kalt) – 200 g
Mehl – 170 g Dinkelmehl
Kakaopulver – 30 g
Vanillezucker – 1 Päckchen
Haselnüsse, gerieben – 100 g
Zimt – 1 TL
Nelkenpulver – 1 Messerspitze
Salz – 1 Prise
Staubzucker – 1 EL
Zubereitung der Linzer Plätzchen
Alle Zutaten in eine Schüssel geben und entweder mit den Händen oder mit der Küchenmaschine zu einem festen Mürbeteig verkneten. Wenn ihr die Haselnüsse selbst mahlt, dann bitte nicht zu feinem Mehl, sondern es sollten noch einige kleine, knusprige Stückchen im Mund zu spüren sein.
Den Teig zu einer Kugel formen, abdecken und für mindestens 1 bis 2 Stunden oder auch über Nacht in den Kühlschrank stellen.
Nun den Teig kurz durchkneten, damit er die Wärme der Hände abbekommt und sich leichter ausrollen lässt. Für das Ausrollen verwende ich immer eine Silikonmatte*, diese kannst du danach auch gleich zum Backen nutzen. Diesen Teig rolle ich ca. 5 mm dick aus.
Nun habt ihr die Möglichkeit einen runden Ausstecher, ein Herz, eine Blume oder einen Stern zu verwenden. Es muss halt in der Mitte noch Platz sein für ein kleines Loch, in das die Marmelade eingefüllt wird.
Stecht nun Plätzchen mit dem ausgewählten Ausstecher aus und mit der Hälfte dieser Plätzchen nochmals in der Mitte ein weiteres, kleines Loch in Form eines kleinen Kreises, Herzes oder was immer euch gefällt.
Die Plätzchen werden nun auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech verteilt und bevor ich sie in den Ofen gebe, kühle ich die Plätzchen für weitere 30 Minuten im Kühlschrank oder im Gefrierschrank. Ihr könnt Sie auch kurz ins Freie stellen.
In der Zwischenzeit wird der Ofen auf 180 Grad Heißluft vorgeheizt.
Backe die Plätzchen dann im Ofen für etwa 10-15 Minuten, jedoch die Kekse mit dem Loch sollten etwa 1-2 Minuten früher aus dem Ofen geholt werden.
Achtung, Füllung, los!
Für die Füllung dieser wunderbaren Linzer-Plätzchen verwende ich in diesem Fall ein feines Johannisbeergelee, denn dieses schmeckt leicht säuerlich und harmoniert wunderbar mit den weihnachtlichen Gewürzen.
Ich streiche nun also eine dünne Schicht des Johannisbeergelees auf das untere Keks aus und bestreue die Oberfläche der Kekse mit Staubzucker. Nun können die Kekse mit Loch auf die mit Marmelade bestrichenen Kekse draufgesetzt werden. Das Loch kann nach Belieben noch mit Marmelade aufgefüllt werden.
Meine Glücksplätzchen bewahre ich in einer Keksdose auf. Dort halten sie sich mehrere Wochen, aber davor sind sie sowieso schon alle weggeknuspert.
Alles Große und Edle ist einfacher Art.
Gottfried Keller