Ich brenne für einfache und schnelle Gerichte. Vor allem dann, wenn das Gemüse, welches ich dafür verwende ganz groß dabei rauskommt. Mit meiner grünen Spargeltarte habt ihr im Handumdrehen ein leckeres Mittagessen gezaubert. Und das Schönste ist, dass ich dafür einen fertigen Blätterteig verwendet habe. Den rolle ich aus, bestreiche ihn mit einem leckeren griechische Joghurt, Spargeln drauf, fertig! Und nun will ich euch erzählen, warum mir Blätterteig oft den Tag, ja das Leben gerettet hat.
Aber nun der Reihe nach. Es ist noch nicht lange her, da drohte mir mein Alltag einfach über den Kopf zu wachsen. Es hätte nicht mal geholfen mich unter einer Bettdecke zu verkriechen, meine Sorgen hätten mich überall eingeholt: nachts, tagsüber, stehend, sitzend, wandernd, ja, auch lachend. Eigentlich überall! Auszeit war ein Fremdwort: Homeschooling, Homeoffice, Haushalt, Unsicherheit, Angst, nächtelanges Wachsein, kein Ausweg in Sicht.
Ein Gefühl, das jedoch immer in mir präsent war – eigentlich das einzig positive in all der Zeit – war Sehnsucht. Ich sehnte mich danach, mich zurückzuziehen, in die Sonne, in die Natur, mich nicht ständig um andere kümmern zu müssen, erklären, trösten, kämpfen, überreden zu müssen. Meinen Kopf leer bekommen irgendwie, das war die größte Herausforderung. Am verlockendsten fand ich den Gedanken, nur das tun zu können, was ich gerade am meisten brauchte: nichts. Einfach nur mit mir sein. Abgeschieden, isoliert, weit weg von allem.
Befreiende Leere
Leere ist ein Sehnsuchtsort. Ich habe gelesen, dass die Sehnsucht nach Abgeschiedenheit sich bereits durch die ganze Menschheitsgeschichte zieht. Der griechische Philosoph Epikur gab uns bereits um 300 vor Christus den Ratschlag, zurückgezogen zu leben, denn im Alleinsein finde man die beste Möglichkeit um Seelenruhe zu finden und Gleichgewicht.
Dieses Gefühl hab ich aus der Corona-Zeit mitgenommen und ich lasse mir jetzt viel mehr Zeit fürs Alleinsein. Ohne ständige Zerstreuung kehre ich zu mir selbst zurück und verborgene Bedürfnisse und Sehnsüchte treten an die Oberfläche. Ist man ständig von Menschen umgeben, gerät man aus dem Gleichgewicht, weil man sich nicht mehr zuhört und nicht mehr herausfindet, was man eigentlich will.
Vom Radar verschwinden
Wir müssen nicht ständig auf Sendung sein, können mal vom Radar verschwinden, auf die Pausetaste drücken, im Innern einkehren, abtauchen, unerreichbar sein. Wie befreiend das ist. Als Kind war das so selbstverständlich. Da hab ich mich oft stundenlang mit Nichtstun beschäftigt. Hab dem Wasser zugeschaut wie es talauswärts rinnt, bin Gedanken nachgehangen, hab verträumt den Margeritten Blütenblätter abgezupft. Dabei bin ich mir so nahe gekommen.
In einem meiner letzten Beiträge habe ich Wege zur Hingabe aufgezeigt. Vielleicht lest ihr mal rein!
…und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.
Astrid Lindgren
Nach einer Auszeit wird mir dann wieder mehr denn je bewusst, wie sehr ich die Menschen zu Hause trotz aller Konflikte eigentlich liebe.
Mut zum Fertigprodukt
Ihr werdet euch nun fragen, was dies alles mit meinem Blätterteig zu tun haben könnte und warum er mir manche Tage gerettet hat? Die Ereignisse haben sich im Corona-Alltag regelrecht überschlagen. Ein Tag schien endlos. Eine Stunde nach dem Frühstück fürchtete ich mich schon wieder vor der Frage meiner Jungs, was es denn zu Mittag gäbe, sie hätten bereits wieder Hunger. Und die gleiche Frage kam wieder eine Stunde nach Mittag, wenn es dann ums Abendessen ging. Ich war 5 Minuten vor Verrückt-Werden. Da war auch meine Lust zu kochen, die eigentlich immer irgendwo in mir schlummert, vernichtet.
Wunderwaffe Blätterteig
Und so kam mir der Blätterteig wie ein rettendes Ufer vor. Locker kam er drei bis vier Mal in der Woche entweder für Mittag- oder Abendessen auf den Tisch. Und das Schöne daran war, dass wir nie die Schnauze voll davon bekamen. Das Zauberhafte ist, dass man ihn belegen kann mit allem, was das Herz so begehrt. Und nicht nur das, man kann ihn in so vielen Variationen formen, dass ich es selbst nicht glauben konnte. Da hat man jedes Mal ein komplett neues Gericht auf dem Teller und das mit minimalstem Aufwand. Nebenbei sieht auf dem knusprigen Blätterteig alles so lecker aus. Die grünen Spargeln laufen zur Höchstform auf.
An ganz schlimmen Tagen, rieb ich einfach Parmesan auf meinen Blätterteig und gab ihn mutlos in den Ofen. Überraschenderweise war dies für meine Kinder von allen meinen Blätterteigkreationen das Highlight. Irgendwann gefiel mir diese Spielerei und ich wurde wieder fantasievoll: Von süß bis herzhaft, von delikat bis deftig, alles war möglich!
An guten Tagen habe ich Gebilde aus Blätterteig kreiert und Beläge dafür erfunden, die die Welt noch nicht gesehen hat. Und das Schöne ist, meine ganze Familie hat es mir gedankt und ich war damit glücklich ohne den geringsten Überrest von schlechtem Gewissen aufgrund Fertigprodukt zu haben.
Es gibt manchmal einfach nichts Bequemeres als sich ein Fertiggericht aus dem Kühlregal in den Einkaufswagen zu packen und sich dann womöglich nur noch Gedanken für den Salat oder das kleine Drumherum zu machen. Viel Aufwand ist manchmal so anstrengend und seien wir mal ehrlich, wir haben es alle gerne einfach. Gerade in Zeiten wie diesen.
Aber jetzt gehts endlich zum einfachsten Rezept der Welt – die grüne Spargeltarte.
Zubereitung der einfachen grünen Spargeltarte
Zutaten:
Blätterteig – 1 Rolle
Grüne, dünne Spargeln – 1 Bund
Griechisches Joghurt – 250 g
Zitronensaft und -abrieb – 1
Frühlingszwiebeln – 2
Kapern – 1 Handvoll
Grüne Chilischote (optional) – 1
Pinienkerne – 1 Handvoll
Kräuter – (ich hab Estragon verwendet)
Salz
Pfeffer
Zubereitung:
Den Ofen auf 200 Grad vorheizen.
Die grünen Spargeln waschen und das holzige Ende abschneiden.
Wasser zum Kochen bringen, salzen und Spargeln einlegen. Zitronensaft einer halben Zitrone dazugeben und 3 bis 4 Minuten köcheln lassen. Abseihen und beiseitestellen.
Für den Belag den griechischen Joghurt in eine Schüssel füllen. Frühlingszwiebeln in Röllchen schneiden und zusammen mit dem Saft einer halben Zitrone, dem Zitronenabrieb, Salz und Pfeffer zum Joghurt geben. Alles gut verrühren. Wer es etwas schärfer mag, eine grüne Chilischote kleinhacken und unter den Belag mischen.
Den Blätterteig ausrollen. Das Joghurtgemisch darauf verteilen, Ränder dabei aussparen. Spargeln der Reihe nach auflegen. Salzen und pfeffern. Fertig!
Für ca. 25 Minuten bei Heißluft in den vorgeheizten Ofen geben.
3 Minuten vor Backende die Pinienkerne darüber verteilen und noch einmal in den Ofen schieben.
Zum Schluss mit Kräutern nach Belieben dekorieren.
So schnell wie er zubereitet ist, ist er leider auch wieder verputzt.
Hunger gestillt, alle zufrieden! Was will man mehr?