Oh, mein Gott, Zimtschnecken – dieser Duft! Ich finde gerade an Weihnachten geht nichts über den Duft von Zimt und Zucker. Ob auf einem feinen Apfelschmarrn, auf Milchreis oder Pfannkuchen, das ist ein Duft, der Großes weckt. In einem meiner letzten Beiträge habe ich euch den Weihnachtzucker vorgestellt. Er ist unglaublich einfach zuzubereiten und macht richtig was her. Auf meinen luftigen Zimtschnecken hat genau dieser Zucker eine herrliche Spielfläche.
Noch besser ist allerdings der Duft von Hefe. Es ist der Duft von absoluter Gemütlichkeit, von Trost, Unbeschwertheit. Wieder ein Duft, der mich an meine Kindheit erinnert. Er trägt meine Seele fort, zurück in die Küche meiner Mutter, an diesen herzenswarmen Ort. Meine Schultern entspannen sich und ich fühl mich leicht.
Achtsam backen
Aus Hefeteig Backwaren zubereiten ist für mich Entschleunigung und ein kleine Auszeit aus dem hektischen Alltag. Vor allem wenn es mir nicht gut geht oder ich rast- und ruhelos bin aber auch, wenn ich etwas Gemütliches machen will, etwas, das meiner Seele guttut, ich mich erden will, dann ist die Zubereitung von Hefeteig genau das Richtige für mich. Es hat etwas Heilendes an sich, finde ich. Ich lasse meine Achtsamkeit, Liebe und Sorgfalt in die Zubereitung einfließen. Dann kann so viel Wunderbares entstehen.
Hefeteig ist so gut formbar und elastisch. Irgendwie fühlen sich die Hände beim Kneten so daheim.
Mit dem Hefeteig atmen
Gerade beim Herstellen von Hefeteig passiert etwas ganz Wundervolles. Man entfaltet Zeit. Es ist nicht ein Teig, der angerührt und gleich in den Ofen geschoben wird. Es bedarf an Geduld und Gelassenheit. Der Teig muss Zeit haben aufzugehen, er muss sich dehnen, er muss atmen. Vielleicht reizt mich seine Zubereitung deshalb so, weil ich dem Atem des Hefeteiges folge, warte bis er sich aufbläht, bis er Luft bekommen hat. Dann passiert auch mit mir etwas Großes und ich hole tief Luft. Das Ein- und Aussatmen erlöst und ich bin im Augenblick angekommen.
Was Zeit und Ruhe alles bewirken können.
Decke ich das Geschirrtuch nach einer guten Stunde ab, dann traue ich jedes Mal meinen Augen nicht. Ich kann es echt nicht glauben, wie zuverlässig Hefe ist, wenn man achtsam mit ihr umgeht. Der Teig hat sein Volumen um das Doppelte vergrößert, hat geatmet und ist groß geworden.
Zimtschnecken wie Karlsson sie mag
Vielleicht hat meine Leidenschaft auch etwas damit zu tun, dass ich mit Zimtschnecken meine absoluten Lieblings-Astrid Lindgren Geschichten* verbinde. In keinen Büchern der Welt kann man so viel riechen, schmecken, hören und fühlen wie in ihren. Was wären wir ohne diese wunderbaren Geschichten!
„Was für traurige Nachrichten! Mama war krank, das war wirklich traurig. Und dann sollte sie auch noch verreisen, das war noch schlimmer, fand Lillebror. „Ich will, dass du jeden Tag in der Küche stehst, wenn ich von der Schule nach Hause komme, und deine Schürze anhast und Zimtwecken backst“, sagte Lillebror.
aus Karsson vom Dach, Astrid Lindgren
Kanelbullar nennen die Schweden ihre Zimtschnecken übrigens, die es in Schweden an jeder Straßenecke zu kaufen gibt. Dort wird sogar jedes Jahr am 4. Oktober der “Tag der Zimtschnecke” gefeiert.
Ich mehle meine Arbeitsfläche nun ein und stülpe den geschmeidigen, aufgeblähten Teig aus der Schüssel. Dann rolle ich ihn aus und freue mich über das Platzen der kleinen Bläschen, wenn ich mit dem Nudelholz darüberstreiche. Ich spüre, dass der Teig so ist, wie er sein soll. Ich fülle ihn mit weichem Butter und streue meine Zimt-Zucker-Mischung darüber, bevor er zu einer schönen Rolle geformt wird.
Im Ofen geht es dann heiß her. Die Zimtschnecken schmiegen sich ganz eng aneinander, werden scheinbar unzertrennlich, bleiben aber dennoch luftig und haben Platz zum Atmen – jeder für sich. Das ist eben die Kunst. Genauso sollte es im Leben auch sein.
Das Abschneiden der Schnecken vom Teig ist eine Wohltat. Sie gesellen sich nun nicht zu dicht in einer schönen Backform, bevor sie ruhend noch einmal zur Höchstform auflaufen können.
Zubereitung der luftigen Zimtschnecken
Zutaten für den Teig:
Warme Milch – 330 ml
Zucker – 4 EL
Hefe – 1 Würfel
Zerlassene Butter – 75 g
Ei, verquirlt – 1
Salz – 2 TL
Dinkelmehl – 530 g
Zutaten für die Füllung:
Sehr weiche Butter – 65 g
Zucker – 40 g
Zimtpulver – 2 gehäufte Teelöffel
Staubzucker zum Bestreuen
Die Milch leicht erwärmen und den Zucker und die Hefe darin auflösen.
Butter, Ei, Salz und die Mehl in die Rührschüssel der Küchenmaschine* geben und die Hefemischung dazugeben. Mit dem Knethacken der Küchenmaschine 5 Minuten kneten und den Teig für ca. 1 Stunde zugedeckt ruhen lassen.
In der Zwischenzeit die Butter für die Füllung aus dem Kühlschrank nehmen und bei Zimmertemperatur weich werden lassen. Kleiner Tipp am Rande: Die Butter wird besonders schnell weich, wenn man sie in dünne Scheiben schneidet (ich nehme dafür immer den Sparschäler) und auf einem heiß abgespülten und abgetrockneten Teller verteilt.
Zimtschnecken formen
Wenn der Teig das doppelte Volumen erreicht hat, knete ich ihn kurz per Hand noch einmal durch, um die Luft rauszulassen. Anschließend rolle ich ihn auf meiner Silikonmatte* auf ca. 50 cm x 60 cm aus.
Nun bestreiche ich den ausgerollten Teig mit der weichen Butter, vermenge Zimt und Zucker und streue alles zusammen auf der Butterschicht aus.
Nun den Teig von der kurzen Seite her aufrollen und die Rolle in ca. 3 cm breite Stücke schneiden. Die Zimtschnecken mit etwas Abstand zueinander in eine Form* legen. Dazu kann man eine Springform* oder auch eine Auflaufform* verwenden.
Empfehlung
Dieses Kochbuch ist ein achtsames Lesebuch für alle, die mit sich und ihrem Körper im Reinen sein wollen: Mit vielen Rezepten, Übungen und Tipps, sich und seine Ess-Gewohnheiten zu hinterfragen.
Jetzt decke ich die Zimtschnecken noch einmal für eine halbe Stunde zu, damit sie schön aufgehen kann.
Bei 170 Grad C werden sie nun im vorgeheizten Ofen ca. 15 bis 20 Minuten goldbraun gebacken.
Danach werden die luftigen Zimtschnecken ausgekühlt und mit Staubzucker bestreut.
Die Energie der Liebe und Harmonie in der Küche wird in das, was wir kochen, einfließen und uns und unseren Liebsten zugutekommen.
Thich Nhat hanh
SHARE THE ♥ | Wenn du Lust auf ein weiteres Zucker-Zimt Rezept hast, noch dazu mit Äpfeln, dann schau dir einmal diesen leckeren und einfachen Apfelkuchen mit Zimt-Zuckerkrust auf dem Lavenblog an.