Als der Augenarzt es ausgesprochen hat, wollte ich es nicht glauben: Unser Kind braucht eine Brille! Das kommt in Familien, in denen ein Elternteil eine Brille trägt, gar nicht so selten vor. Etwa jedes 5. Kind, also 20% aller Kinder, brauchen eine Brille! Warum man mit der Brille nicht warten sollte und wie wir mit dem Thema in der Familie umgegangen sind, darüber möchte ich euch heute etwas mehr erzählen. Ganz viel Spaß beim Lesen!
Hilfe! Mein Baby braucht eine Brille
Unsere große Maus braucht also eine Brille, damit habe ich bei der Routineuntersuchung absolut nicht gerechnet. Uns wäre nie aufgefallen, dass unsere Maus nicht gut sieht. Umso größer war also die Überraschung auf unserer Seite, denn ich selber habe meine Brille erst im Alter von 17 Jahren bekommen und hatte nur eine leichte Sehschwäche. Meine erste Frage war dann, ob eine Brille denn bei so jungen Kindern wirklich sein muss.
Kann man mit dem Brillenkauf abwarten?
Die behandelnde Augenärztin hat uns ein klares Nein gegeben! Das hat den Grund, dass Kinderaugen das richtige Sehen erst erlernen müssen. Das passiert etwa bis zum 7. Lebensjahr. In diesem Zeitraum bilden sich die Nervenverbindungen im Gehirn, die für das Sehen zuständig sind. Wenn wir in dieser Zeit eine Sehschwäche erkennen, kann diese noch korrigierend behandelt werden und das Kind braucht später vielleicht gar keine Brille.
Wenn man aber mit dem Brillenkauf zu lange wartet, kann es womöglich schon zu spät für diesen Lernprozess des kindlichen Auges sein und die Sehschwäche kann nicht mehr korrigiert werden: Diese Lernfähigkeit verringert sich nämlich von Monat zu Monat. Solltet ihr also bei eurem Kind, egal wie alt es ist, Auffälligkeiten beim Sehen bemerken, dann geht lieber früher als später zu eurem Augenarzt.
Kann ich erkennen, ob mein Kind gut sieht?
Nach dem ersten Schock habe ich mich im Internet natürlich gleich auf die Suche nach Info’s rund um die Kinderbrillen gemacht. Außerdem wollte ich wissen, woran ich hätte erkennen können, dass unsere große Maus zu wenig sieht. Ich habe es oben schon einmal kurz erwähnt, uns ist in dieser Hinsicht vorab nichts aufgefallen. Im Netz habe ich folgende Hinweise gefunden, die auf eine mögliche Sehschwäche unseres Nachwuchses hinweisen:
▸ das Kind stolpert häufiger oder hat Probleme beim Greifen
▸ beim Lesen wird das Buch direkt vor die Nase gehalten
▸ unser Kind geht an Gegenstände, die es ansehen möchte, immer sehr nahe ran
▸ das Kind schielt oder hält den Kopf schief und blinzelt auffällig oft
▸ das Kind hat tränende Augen und reagiert empfindlich auf Licht
▸ Verfärbungen / Trübungen der Hornhaut oder der Pupille
Eltern übersehen diese Hinweise aber häufig und tun sich sehr schwer, das Sehvermögen des eigenen Kindes einzuschätzen. Wenn ihr also das Gefühl habt, euer Kind sieht möglicherweise zu wenig, sucht einen Augenarzt in eurer Nähe auf. Dieser kann mit dem LEA Sehtest genau feststellen, ob eine Brille erforderlich ist oder nicht. Kinderbrillen sind wichtig und nicht nur Sehhilfe alleine, sondern Therapie zugleich.
Der Kauf beim Optiker des Vertrauens
Einen Optiker zu finden, der einen anspricht und weiß, wovon er redet, ist gar nicht so einfach. In den letzten 10 Jahren – seit ich eine Brille trage – habe ich schon einige Optiker in der Nähe „ausprobiert“ und bin nun endlich mit einem glücklich. Wenn du mit deinem Kind einen passendes Optiker – Fachgeschäft suchst, wähle am besten eines in deiner Nähe aus, denn du wirst bestimmt öfter dort sein: Ob nun, um die Brille anpassen zu lassen oder wenn nach dem Spiel eine kleine Reparatur oder Korrektur erforderlich ist. Wenn ihr einen professionellen Optiker gefunden habt, der am besten auch noch Erfahrung mit Kindern hat, geht es an die Auswahl der Kinderbrille. Doch was ist dabei zu beachten?
Kinderbrille – Was beachten?
Wir haben von unserem Optiker viele unterschiedliche Modelle gezeigt bekommen und unsere Tochter hat natürlich auch alle anprobiert. Wir haben beim Kauf folgende Tipps mit auf den Weg bekommen:
- die Kinderbrille soll dem Kind gefallen, dann ist es auch gewillt, diese zu tragen
- das Gestell und die Form der Brille sollte zum kindlichen Gesicht passen
- die Bügel der Brille sollten möglichst flexibel sein, damit sie beim Spielen nicht brechen
- bei den Gläser hat uns der Optiker zu teilentspiegelten Gläsern geraten. Diese sind bruchsicherer als voll entspiegelte aber es spiegelt sich nicht alles, wie bei nicht entspiegelten Brillengläsern
- die Gläser sollten möglichst leicht und aus Kunststoff sein (Verletzungsgefahr, wenn Glas kaputt geht und echtes Glas ist auch schwerer)
- die Fassung soll nicht breiter als das Gesicht sein aber das Auge bis zur Augenbraue abdecken (sonst schaut das Kind beim Herumtoben oben oder unter den Gläsern raus)
- beim Sport nutzen wir ein flexibles Gummiband, das am Gestell befestigt wird, um den besten Halt zu gewährleisten
Wenn euer Optiker mit dem Anpassen von Kinderbrillen Erfahrung hat, findet ihr bestimmt gemeinsam das richtige Modell, dass eurem Kind passt und ihm gefällt.
Was übernimmt die Krankenkasse?
Wir haben für die Brille unserer Tochter 50,00€ von der Fassung rückerstattet bekommen (Stand: 2016). Außerdem einen kleinen Betrag pro Brillenglas, der je nach Höhe der Dioptrin – also der Sehschwäche – variiert. Wie viel genau Ihr für eure Gläser und eure Fassung zurück erstattet bekommt, kann euch euer Optiker ausrechnen. Gute Optiker, die auch Erfahrung mit Kinderbrillen haben, haben die aktuellen Listen immer vorrätig und machen mit euch gemeinsam die Berechnung. So könnt ihr gemeinsam entscheiden, welches Glas und welche Fassung in Frage kommen. Außerdem füllt ein guter Optiker für euch den Antrag aus und reicht ihn ein. Ihr seht, ein erfahrener Optiker in eurer Nähe ist wirklich Gold wert.