Besonders in den letzten Jahren, ausgelöst durch die Corona-Krise, griffen Familien immer mehr auf digitale Unterhaltung und Kommunikation zurück; schließlich konnte man sich in der „echten Welt“ nicht mehr treffen. Außerdem wurden Streaming-Abos und Spielkonsolen oft zum letzten Rettungsanker, um den Wegfall gewohnter Freizeitbeschäftigungen auszugleichen, den Kontakt zur Welt aufrechtzuerhalten und den Eltern das Arbeiten von Zuhause überhaupt erst möglich zu machen!
Doch wie können Sie sicherstellen, dass digitale Medien verantwortungsvoll genutzt werden? Was fasziniert Kinder und Jugendliche überhaupt an der Nutzung digitaler Medien? Welche Regeln können Sie als Eltern und Familienangehörige aufstellen, um einen gesunden Umgang zu fördern?
In diesem Blogartikel möchten wir euch einige wertvolle Tipps und Hinweise geben, wie ihr gemeinsam mit euren Kindern den digitalen Alltag meistern können, sodass digitale Medien nicht zu zusätzlichem Stress führen, sondern euch vor allem Spaß bringen!
Inhaltsverzeichnis
Die Faszination digitaler Medien
Eltern als Vorbilder
Interesse zeigen und im Kontakt bleiben
Eine offene Gesprächskultur
Den Überblick behalten
Gemeinsame Regeln festlegen
Empfohlene Bildschirmzeiten
Alternative Freizeitangebote
Die Faszination digitaler Medien
Digitale Medien haben eine starke Anziehungskraft auf Kinder und Jugendliche, und es ist wichtig zu verstehen, warum sie diese Medien so gerne nutzen.
Warum Kinder und Jugendliche digitale Medien nutzen
Kinder und Jugendliche wachsen heute in einer Welt auf, in der Smartphones, Tablets und Computer allgegenwärtig sind. Die Nutzung digitaler Medien erfüllt verschiedene Bedürfnisse dieser Generation. Dazu gehören:
- Ablenkung, Spaß und Abenteuer: Digitale Medien bieten eine Fülle von unterhaltsamen Inhalten, zum Beispiel Spiele oder Videos. Sie ermöglichen Kindern und Jugendlichen eine „Flucht“ aus dem Alltag und bieten Spaß und Unterhaltung. Gleichzeitig können Lernspiele oder DIY- oder Anleitungsvideos aber auch dabei helfen, Dinge verstehen zu lernen und etwas Neues zu lernen.
- Kommunikation mit Gleichaltrigen: Messenger und soziale Netzwerke ermöglichen es jungen Menschen, mit Freunden und Gleichaltrigen in Kontakt zu bleiben. Heute kannst du mit einer Freundin, die plötzlich in die nächste Stadt zieht, weiter in Kontakt bleiben!
- Gruppenzugehörigkeit: Digitale Medien erlauben es unseren Kindern und Jugendlichen, sich mit Gleichgesinnten zu verbinden und gemeinsame Interessen zu teilen. Wenn im eigenen persönlichen Umfeld zum Beispiel niemand sonst gerne Harry Potter Bücher liest oder eine Leidenschaft für Makramee hat, kann man online neue Freunde mit gleichen Hobbys finden.
- Identitätsentwicklung: Digitale Medien bieten Jugendlichen, die sich selbst erst so richtig kennenlernen müssen (Wer bin ich? Wie reagiert diese Welt auf mich?), die Möglichkeiten ihre Identität zu erforschen und zu experimentieren. Sie haben die Möglichkeit, verschiedene Rollen auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln.
- Anerkennung: Nicht zuletzt ermöglichen es digitale Medien Kindern und Jugendlichen, Anerkennung und Belohnung durch ihre Online-Aktivitäten zu erhalten, sei es durch Likes, Kommentare oder Erfolge in Spielen. Das kann ein Boost für das eigene Selbstbewusstsein sein!
Positive Aspekte der Mediennutzung
Wie du siehst, bieten digitale Medien Kindern und Jugendliche viele Chancen und haben nicht nur negative Seiten! Sie können die die Kreativität anregen und die Bildungschancen erweitern. Die Interaktion mit anderen kann die sozialen Fähigkeiten stärken und kulturelle Vielfalt vermitteln. Es ist also keineswegs das Ziel, digitale Medien komplett zu verteufeln, sondern vielmehr, einen ausgewogenen Umgang mit ihnen zu finden.
Aber wie können wir nun die positiven Aspekte der Medien nutzen, ohne gleichzeitig die Risiken aus den Augen zu lassen?
Eltern als Vorbilder
Wir Eltern spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des Medienverhaltens unserer Kinder. Denn Kinder neigen dazu, das Verhalten ihrer Eltern zu beobachten und nachzuahmen. Daher ist es sehr wichtig, dass wir selbst ein bewusstes und verantwortungsvolles Verhältnis zu digitalen Medien pflegen und unseren Kindern ein gutes Vorbild sind!
Die Rolle der Eltern beim Medienkonsum
Kennst du auch das Gefühl, aus Langeweile einfach dein Smartphone herauszuholen und dann viel länger online zu sein, als du ursprünglich geplant hattest? Genau solche Verhaltensmuster können von Kindern übernommen werden. Sie bekommen ganz genau mit, wenn Papa beim Abendessen das Handy zückt oder schon beim Frühstück durch die Nachrichtenseiten scrollt.
Als Eltern sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass unsere eigenen Mediengewohnheiten Einfluss auf unsere Kinder haben können. Daher ist es oft der erste Schritt, den eigenen Medienkonsum kritisch zu reflektieren und gegebenenfalls anzupassen! Wie oft schaue ich eigentlich auf mein Smartphone? Möchte ich später, dass auch mein Kind beim Abendessen ein Video anschaut anstatt gemeinsame Gespräche zu führen? Und wie gehe ich eigentlich mit meinen persönlichen Daten um? Gebe ich überall meinen Klarnamen an? Poste ich ständig Bilder aus unserem Alltag?
Wir Eltern sollten auch ein Vorbild sein, wenn es darum geht, wie wir unsere eigenen (digitalen) Geräte verwenden. Deshalb sollten wir ab jetzt ganz bewusst Medienpausen einplanen! Dies kann helfen, die Aufmerksamkeit auf andere Aktivitäten zu lenken und die Bildschirmzeit zu reduzieren.
Probiere es mal in deinem Alltag aus! – Wie schwer fällt es dir zum Beispiel, abends ab 21 Uhr dein Handy in euer „Handyhotel“ zu legen und dir bewusst Zeit für andere Dinge zu nehmen? Fällt es dir schwer, zu den Mahlzeiten dein Handy in einem anderem Raum zu lassen?
Und im nächsten Schritt kannst du diese neue, medienfreie Zeit mit sinnvollen Dingen füllen: Gemeinsame Aktivitäten mit deiner Familie und deinen Kindern schafft wertvolle Erinnerungen! Wann habt ihr das letzte Mal abends ein Brettspiel gespielt?
Interesse zeigen und im Kontakt bleiben
Seit aber nicht nur Vorbild, sondern beteiligt euch aktiv am digitalen Leben eurer Kinder! Damit meine ich vor allem:
- Fragt nach!: Das einfachste Mittel, um mehr über die Online-Aktivitäten eures Kindes zu erfahren, ist das offene Gespräch. Frag das nächste Mal einfach nach, was es im Internet tut, welche Spiele es spielt und mit wem es online interagiert. Zeige Interesse, ohne zu urteilen!
- Gemeinsamen Aktivitäten: Nimm an Online-Aktivitäten teil, die dein Kind interessieren! Ich weiß, es nervt, wenn du eigentlich die Wäsche aufhängen müsstest oder die Küche aufräumen – während deine Kind seine 20 Minuten Medienzeit hat – und du jetzt in dieser Zeit mit ihm da sitzen sollst und zuschauen, wie es wie als Drachen in Roblox durch eine digitale Spielwelt läuft… aber nur so kannst du das Verständnis für die Aktivitäten deines Kindes vertiefen und mögliche Risiken besser einschätzen. Außerdem fördert es langfristig eine offene Gesprächskultur und das Kind kommt auch später noch zu dir, wenn es etwas verstörendes gesehen hat, wenn du nicht mehr neben ihm im Kinderzimmer sitzt!
- Kontroll-Apps: Wir alle Wissen, es gibt Apps und Tools, mit denen wir den Medienkonsum und die Online-Aktivitäten unserer Kinder überwachen können. Diese können gerade am Anfang eine nützliche Ergänzung sein, dienen langfristig aber nicht dazu, dem Kind einen selbstverantwortlichen Umgang mit Medien beizubringen. Deshalb sind Gespräche und eine offene Kommunikation viel wichtiger, als jede Kontrolle! Außerdem lernen die Kinder meist sehr schnell, wie sie diese Apps austricksen können.
Eine offene Gesprächskultur
Bevor dein Kind Zugang zu digitalen Medien erhält, solltest du es über mögliche Gefahren im Netz, in Messengern, in Spielen (InApp-Käufe, Kontaktaufnahme durch Fremde usw.) aufklären! Ihr solltet über Cybermobbing und Cybergrooming sprechen und du solltest deinem Kind erklären, wie es sich verhalten kann, wenn so etwas vorkommt. Erarbeitet gemeinsam einen Notfallplan und zeige deinem Kind, wenn du ihm das Gerät aushändigst, wie man es sicher einrichtet.
Sprich mit deinem Kind darüber, dass es keine persönlichen Informationen über sich preisgeben soll und immer zu dir kommen kann, wenn es mit unangemessenen Inhalten in Kontakt kommt – und das ohne Angst vor einer Strafe haben zu müssen! Sprecht über Gefahren und Regeln, an die dein Kind sich halten soll und setzt auch gemeinsam Konsequenzen fest, die bei Regelbrüchen drohen.
Im Beitrag „Das erste Handy für Kinder?“ haben wir mit euch schon zwei Ressourcen geteilt, die euch dabei unterstützen können, eure Kinder über eine sichere Nutzung und die Gefahren aufzuklären. Dazu gehören die App „Wo ist Goldi?“ und Krypto-Kids.
Offene Gespräche und ein gemeinsames Verständnis für die Chancen und Herausforderungen des digitalen Zeitalters sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Medienerziehung!
Den Überblick behalten
Die digitale Welt bietet eine schier endlose Vielfalt an Inhalten und Möglichkeiten, und es ist wichtig, dass Eltern den Überblick über den Medienkonsum ihrer Kinder behalten. Dies ist besonders in jungen Jahren von entscheidender Bedeutung, da Kinder oft Schwierigkeiten haben, ihren Medienkonsum selbst zu steuern und problematische Inhalte zu erkennen.
Hier sind einige bewährte Methoden, um sicherzustellen, dass dein Kinder in der digitalen Welt geschützt ist:
- Gemeinsam genutzte Bereiche einrichten: Stellt den Computer und andere internetfähige Geräte in gemeinsam genutzten Bereichen eurer Wohnung auf, zum Beispiel im Wohnzimmer. Auf diese Weise kannst du den Medienkonsum deines Kinder beaufsichtigen und sicherstellen, dass er angemessen ist.
- Über Nacht keine Geräte im Kinderzimmer: Es ist ratsam, Geräte wie Smartphones oder Tablets nicht im Kinderzimmer zu belassen, insbesondere über Nacht. Das fördert gesunde Schlafgewohnheiten und verhindert, dass Kinder zu spät in die Nacht hinein online sind.
- Kindersicherung und Altersbeschränkungen einrichten: Nutze die Funktionen zur Kindersicherung auf Geräten und in Apps, um den Zugriff auf ungeeignete Inhalte zu beschränken. Aktiviere auch die Altersbeschränkung, sodass dein Kinder nur auf altersgerechte Inhalte zugreifen kann (zum Beispiel über Youtube Kids).
- Mediennutzungsdauer festlegen: Legt gemeinsam klare Zeiten für die Nutzung digitaler Medien fest, zum Beispiel in Form von Mediengutscheinen. Sie helfen gerade jüngeren Kindern zu verstehen, dass ihre Bildschirmzeit begrenzt ist und dass es auch andere wichtige Aktivitäten gibt.
- Aktivitäten auswählen: Hilf deinem Kind dabei, qualitativ hochwertige und lehrreiche Online-Inhalte auszuwählen. Wir haben zum Beispiel gemeinsam den Youtube Kanal Checker-Welt und den Podcast von Mira & das fliegende Haus abonniert. Ermutigen dein Kind, seine Interessen zu verfolgen und unterstützen es dabei, wertvolle Lernressourcen zu finden.
Die oben genannten Maßnahmen helfen euch dabei, die Mediennutzung deines Kindes zu steuern und sicherzustellen, dass sie in einer sicheren und angemessenen Umgebung online sind.
Gemeinsame Regeln aufstellen
Die Einführung klarer Regeln für die Mediennutzung in der Familie ist ein wesentlicher Schritt, um einen ausgewogenen Umgang mit digitalen Medien zu fördern. Diese Regeln schaffen Struktur und Klarheit darüber, wann, wie und wie lange digitale Geräte genutzt werden dürfen. Warum klarer Regeln für die Mediennutzung und die Erstellung eines Mediennutzungsvertrags wichtig sind, möchte ich euch jetzt erklären.
Die Bedeutung von klaren Regeln für die Mediennutzung
Klare Regeln und Vereinbarungen geben unserer Kindern einen Rahmen vor, in dem sie sich (relativ frei) bewegen können. Sie verhindern von vornherein, dass es zu Konflikten über den Medienkonsum und die Dauer der Bildschirmzeit kommt.
Außerdem helfen Regeln, zum Beispiel in Form eines Mediennutzungsvertrags, dabei, den Alltag nicht nur digital stattfinden zu lassen, indem darin nämlich genau festgelegt wird, wieviel Zeit der freien Zeit eines Tages online verbracht werden darf und in welcher Zeit man anderen Hobbys und Aktivitäten nachgehen soll.
Un nicht zuletzt unterstützt dich euer gemeinsamer Vertrag, den ihr alle unterschrieben habt, auch dabei, die Konsequenzen durchzusetzen, wenn einmal die Regeln nicht eingehalten werden. Der Vertrag ist im Übrigen nicht in Stein gemeißelt und kann jederzeit wieder angepasst werden, wenn sich zeigt, dass die Zeiten doch nicht ganz passen.
Auch diese Flexibilität bedeutet, offen zu sein für weitere Kommunikation! Und diese ist das A und O, wie wir nun wissen. Wir zeigen damit dem Kind, dass wir anerkennen, dass sie die Mediennutzung im Laufe der Zeit verändern kann und wir bereit sind, uns auch den Entwicklungsstufen unseres Kindes anzupassen.
Wenn das Kind mit uns über neue Regeln diskutieren möchte, stärken wir es gleichzeitig in seiner Eigenverantwortung und helfen dem Kind dabei, sein eigenes Mediennutzungsverhalten zu reflektieren.
Empfohlene Bildschirmzeiten
Die Festlegung von angemessenen Bildschirmzeiten ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Mediennutzung deines Kindes seinen Entwicklungsbedürfnissen entspricht und gleichzeitig seine Sicherheit gewährleistet ist.
Richtwerte für den Medienkonsum
In unserem Beitrag „Mediennutzung: Mediengutscheine für Kinder“ sind wir schon einmal auf ein paar grundlegende Richtwerte über die Mediennutzungszeiten eingegangen. In diesem Beitrag kannst du dir übrigens auch kostenlos unsere Mediengutscheine herunterladen.
Du musst dich natürlich nicht ganz genau an diese Richtwerte halten. Sieh sie eher als ein Vorschlag und schau dann, wie dein Kind mit weniger oder mehr Zeit zurecht kommt. Manche Kinder werden hyperaktiv oder gar aggressiv, wenn sie zu viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen, dann muss die Medienzeit natürlich angepasst werden. Schau also in erster Linie, was für dich und für eure Familie passt!
Alternative Freizeitangebote
Nun haben wir über die Faszination gesprochen, die von den digitalen Medien ausgeht. Wir haben uns angeschaut, wie wir als Eltern Vorbilder sein können und warum wir mit den Kindern ständig im Gespräch bleiben sollten und es bei der Mediennutzung begleiten sollten; vor allem am Anfang um den Überblick zu behalten.
Wir haben uns außerdem angeschaut, wie wichtig es ist, vorab Regeln aufzustellen und klar über die Risiken und Gefahren der digitalen Medien zu sprechen. Wir haben auch angeschaut, welche Richtwerte es für die Medienzeiten gibt und warum wir von vornherein auch über Konsequenzen bei Nichteinhaltung der Regeln sprechen müssen. Und das alles machen wir, damit die Mediennutzung im Alltag nicht Überhand nimmt und unser Kind, neben seinen Online-Aktivitäten, noch anderen Beschäftigungen nachgeht und sich nicht in der digitalen Welt verliert.
Aber manchmal ist es gar nicht so einfach, das Kind zu anderen Aktivitäten zu animieren und deshalb habe ich hier noch ein paar Ideen für dich, was du deinem Kind für die restliche Freizeit noch anbieten könntest.
Unsere Mädels besuchen heuer zwei Mal pro Woche einen Kurs bzw. Betätigen sich in einem Verein. Die Große liest unglaublich gerne und ich schaffe es immer wieder, sie dazu zu ermutigen, in die Bibliothek zu gehen und dort ein wenig zu schmökern. Unsere Kleine hingegen basteln unglaublich gerne und damit kann ich sie vom Tablet weglocken! Abends planen wir gerne Spieleabende mit Brettspielen, Kartenspielen oder wir stellen gemeinsam ein Puzzle zusammen. Am Wochenende könnt ihr einen Ausflug in die Natur planen oder ein Museum besuchen. Auch gemeinsam Kochen/Backen bringt uns großen Spaß!
Die Förderung dieser Alternativen zur Mediennutzung kann dazu beitragen, dass unsere Kinder vielfältige Interessen entwickeln und ihre Fähigkeiten entfalten können. Es ist wichtig, dass diese Aktivitäten nicht als Ersatz für die digitale Welt betrachtet werden, sondern als wertvolle Ergänzung, um ein ausgewogenes und erfüllendes Leben zu führen!