Nachdem ich euch unsere Pflegehündin Macchia vorenthalten habe, möchte ich euch heute unseren Pflegling Moka vorstellen. Die kleine Maus war ab dem 02.02.2020 bei uns (eine ganz besondere Zahl für einen ganz besonderen Hund) und hat in der Zwischenzeit schon ein ganz wundervolles Zuhause gefunden. Trotzdem möchte ich heute noch einmal zurückblicken und euch erzählen, welche Abenteuer wir gemeinsam erleben durften. Außerdem möchte ich diese Chance nutzen, um über einige wichtige Dinge zu sprechen. Los geht’s!
Inhaltsverzeichnis
Junghund mit Welpen-Allüren
Warum „Vorkontrollen“?
Info: Milben beim Hund
Die Sarkoptes-Räude
Die Demodikose
Junghund mit Welpen-Allüren
Bisher waren alle unsere Pflegehunde – zumindest am Anfang – recht zurückhaltend und schüchtern. Aber nicht Moka. „Sei frech und wild und wunderbar!“, hat Astrid Lindgren einmal gesagt – und bei Moka passt dass, wie die Faust auf’s Auge. Vom ersten Augenblick an ging Moka gerne mit uns spazieren, obwohl auch sie keine Spaziergänge kannte. Sie musste in ihrem noch kurzen Leben schon einiges erleben und ist trotzdem immer noch so verspielt, vertrauensvoll und liebenswürdig.
Moka war bei ihrer Ankunft im Februar etwa 8 Monate alt, mittelgroß und wurde mit etwa zwei Monaten auf der Straße in Kalabrien gefunden. Ein Tierschützer vor Ort nahm sich ihrer an und kümmerte sich um die kleine Mischlingshündin, bis sie mit etwa 3½ Monaten von einem Paar adoptiert wurde. Ein großer Fehler, denn leider haben es die Adoptanten nicht gut mit ihr gemeint: Die kleine Hündin musste draußen – ohne Bettchen, in einem eiskalten Korridor und nur auf Plastikfolien schlafen. Sie durfte nie ins Haus und wurde permanent alleine gelassen. Diese Isolation hat die kleine Moka krank gemacht.
Moka hat bei ihrer neuen Familie eine Stressdermatitis entwickelt, die leider unbehandelt blieb. Ihr Immunsystem wurde zunehmend schwächer und ihr Körper hatte bereits kleinere Erfrierungen erlitten – als endlich eine Volontärin vor Ort beim persönlichen Nachbesuch darauf aufmerksam wurde! Durch den Stress und das geschwächte Immunsystem war Moka bereits von Milben befallen. Die kleine Maus war in einem besorgniserregenden Zustand; den man vielleicht mit einer intensiveren „Vorkontrolle“ hätte vermeiden könne. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle einmal auf den Vorbesuch eingehen, den jeder Adoptant bewältigen muss, bevor er einen meiner Pflegehunde bei sich aufnehmen darf.
Muss eine Vorkontrolle bzw. ein Hausbesuch wirklich sein?
Gleich vorab: Jeder Interessent durchläuft eine Vorkontrolle und ich glaube, die meisten fanden diese im Nachhinein gar nicht so schlimm, wie anfänglich vielleicht befürchtet. Eine kleine Sache, die man über sich ergehen lassen muss, wenn man seinen Freund für’s Leben sucht! An dieser Stelle möchte ich gar nicht näher auf die Modalitäten dieses Hausbesuchs eingehen, denn alle Informationen dazu findest du auf der Webseite der Oasi Argo. Ich möchte aber noch einmal darüber sprechen, warum ein persönliches ersten Kennenlernen so wichtig ist:
Stelle dir doch einmal vor, du suchst deinen Partner für’s Leben. Würdest du den ersten Interessenten an einem Zusammenleben und einer gemeinsamen Zukunft sofort bei dir einziehen lassen? Na eben! Und weil unsere Hunde nicht sprechen können, treten wir Volontäre für sie auf – und beschnuppern uns erst einmal gegenseitig. Dafür nutze ich eigentlich lieber den Begriff „Hausbesuch“, denn kontrolliert wird schließlich niemand gerne und der Begriff assoziiert eher etwas Negatives. Das lässt so manchen Interessenten zurückschrecken – und zur Kontrolle ist der Besuch eigentlich gar nicht da!
Was passiert beim Hausbesuch?
Bei unserem Besuch möchten wir die (zukünftige) Familie kennenlernen. Dabei stellen wir uns einige Fragen: Passt denn der ausgewählte Hund in die Wohnverhältnisse? Sind die Halter erfahren genug, um mit dem Traumhund ein harmonisches Leben führen zu können, z.B. wenn sie sich für einen Angsthund entschieden haben? Wir möchten die Erfahrungen der Familie mit dem Wesen, dem Charakter und dem Verhalten des Hundes abgleichen, damit beide am Ende mit ihrer Entscheidung glücklich sind! Schließlich passt nicht jeder Hund zu jedem Herrchen! Und das ist gar nicht böse gemeint; wir möchten nur vermeiden, dass ein Hund – ein lebendes Individuum mit Gefühlen, nicht nach wenigen Wochen wieder abgegeben wird, da es doch nicht gepasst hat!
Ihr seht, eine „Vorkontrolle“ oder ein Hausbesuch ist nicht nur „irgendetwas“, was vorgeschoben wird, um Professionalität vorzugaukeln. Im Gegenteil, ich sehe den Besuch als Pflicht, um den Interessent selbst beraten zu können und Enttäuschungen vorzubeugen – speziell in Hinsicht auf eventuelle „Problemzonen“ des ausgewählten Hundes. Leider ist das nicht bei jedem Verein bzw. Volontär so Gang und Gebe! Leider wird allzuoft aus dieser Verantwortung ein lustiges Kaffeekränzchen und die Interessenten werden weder sachlich (neutral und vorbehaltlos) noch objektiv eingeschätzt. Die möglichen Interessenten werden einfach durchgewinkt; Hauptsache der Hund ist vermittelt! Dabei ist Niemanden damit gedient, einen ungeeigneten Hund in eine „ganz nette“ Familie zu vermitteln, wenn am Ende beide alle überfordert und unglücklich sind!
Auch bei Moka hat ein Volontär (Vereine sind leider oft auch auf unbekannte Volontäre angewiesen, da sie nicht überall selbst vor Ort sein können) entweder nicht so gut hingeschaut – oder die Familie hat sich einfach ganz anders nach außen präsentiert, ohne dass man hätte anderes auch nur erahnen können. Leider wurde so aus einem 3-4 Monate alten, gesunden Welpen ein kranker Junghund. Durch die Einsamkeit und das geschwächte Immunsystem hat sich Moka gleich zwei Krankheiten eingefangen: Eine Demodikose (verursacht durch die Demodexmilbe) und die Sarcoptes-Räude. Dazu möchte ich später noch ein paar Worte loswerden. Aber zuerst noch einige Worte zu unserer Pflegehündin Moka.
Trotz allem was die kleine Zuckerschnute erleben musste, war sie bei uns unglaublich lieb – egal ob zu unseren beiden Mädels oder zu unserer Hündin Susi. Sie war sogar die einzige Pflegehündin, die das Herz unserer sturen Grande Dame erweichen konnte. Mit den anderen Pflegehunden hat unsere Susi kaum oder gar nicht gespielt, doch bei Moka konnte sich sich dazu durchringen. Deshalb habe ich anfangs auch gesagt: Moka ist wirklich eine ganz besondere (bezaubernde) Hündin!
Moka war die ganze Zeit, die sie bei uns verbracht hat, stets lebensfroh, verspielt und fröhlich. Und das trotz der ganzen Prozeduren, die sie wegen ihrer Krankheiten vor ihrer Ankunft bei uns über sich ergehen lassen musste. Eine ihr unbekannte Frau, eine liebe Volontärin, hat sie bei sich aufgenommen und die Milben behandelt.
Endlich bei uns angenommen hat es Moka einfach genossen, endlich aus der Hölle, die sie zuvor erlebt hat, raus zu sein! Außerdem ist Moka unglaublich schlau: In nur einer Woche hat sie gelernt, die Türen zu öffnen, hat das „Sitz“ gelernt – und wie man die Pflegemama um den Finger wickelt … Eine wirklich tolle Hündin und ich bin unglaublich froh, dass sie eine ganz tolle Familie gefunden hat, die mit ihr auf dem Balkon in der Sonne liegt, lange Spaziergänge durch den Schnee und über Almwiesen unternimmt oder mit ihr abends auf dem Sofa kuschelt! Außerdem hat ihre Familie auch gleich Stunden bei einer Hundetrainerin genommen, da unsere Moka jagdlich sehr interessiert war – leider an Auto’s – aber das ist eine andere Geschichte. Ich bin einfach froh, dass sie zwei so bemerkenswerte Menschen gefunden hat und endlich ein glückliches und erfülltes Leben führen darf!
Und nun möchte ich zum Schluss noch einmal auf die bereits genannten Milben, also die Demodexmilbe und die Sarkoptes scabei var. canis eingehen. Was hat es damit auf sich und wie gefährlich ist die Räude?
Info – Milben beim Hund
Es gibt weltweit eine Reihe von Milben, die den Hund befallen – und Haarausfall, heftigen Juckreiz und schwere Hautsymptome zur Folge haben können. Besonders oft befallen Milben der Gattung Demodex und Sarcoptes unsere Hunde (lt. Tiergesundheit.de).
Die Sarkoptes-Räude
Die Sarkoptesmilbe ist etwas kleiner als ½ Millimeter und hoch ansteckend. Der Hund selbst infiziert sich häufig beim Fuchs bzw. wenn er im Wald, an Zäunen, Baumrinde oder Sträuchern mit Fuchshaaren in Berührung kommt. Dann kann die Räude aber auch von Hund zu Hund übertragen werden. Aber welche Symptome zeigt eigentlich ein erkrankter Hund?
Die Milben wandern nach 2-3 Wochen oben auf die Haut und paaren sich dort. Das ruft beim Hund einen heftigen Juckreiz hervor. Außerdem kann man häufig beobachten, dass ein betroffener Hund sich kratzt, wenn man seine Ohrmuschel berührt (Pinna-Pedal-Reflex).
Auf den Bildern kannst du auch erkennen, dass der betroffene Hund an einer geröteten Haut leidet, die mit kleinen, roten Pickelchen übersäht ist (gerade am Bauch, der Unterseite der Brust, am Ellebogen und an den Ohren, wo sich die Milben ansiedeln). Hier können sich auf Krusten bilden und die Haare ausfallen.
Zu den weiteren Symptomen zählen Schuppen im Bereich der Augen, der Vorderbeine und des Mundwinkels und rötliche Flecken mit kahlen Stellen. Später folgen durch das Jucken und das wirklich heftige und ständige Kratzen selbst zugefügte Haarlosigkeit und Verdickung der Haut an den Ohren, um die Augen und schließlich am gesamten Körper.
Die Sarcoptes-Räude ist gerade bei Straßenhunden häufig gesehen und unbehandelt ein Todesurteil! Diese Hunde erleiden einen sehr qualvollen Tod, während die Krankheit für Hunde mit medizinischer Versorgung eigentlich ein Klacks ist. Wenn du mehr über diese weit verbreitete Krankheit erfahren möchtest, empfehle ich dir folgende Link’s dazu:
ESCCAP
LMU München
Tiergesundheit.de
Die Diagnose des Milbenbefalls
Um den Milbenbefall zu bestätigen, hat die Tierärztin bei Moka ein Hautgeschabsel angefertigt. Mir tat Moka dabei total leid, denn die Haut wird so lange abgeschabt, bis sie blutet, denn die Milben sitzen tief unter der Haut. Es sieht aber schlimmer aus, als es ist und die kleine Schürfwunde ist Gottseidank schnell wieder abgeheilt.
Das Geschabsel wurde dann untersucht. Wenn Milben entdeckt werden, können diese unkompliziert mit einem Antiparasitikum, z.B. NexGard oder Bravecto behandelt. Außerdem haben wir gegen den Juckreiz Apoquel gegeben und Moka mit dem RibesPet Shampoo* gebadet. Denn gerade zu Beginn der Behandlung wird der Juckreiz noch einmal stärker, da absterbende Milben juckreizfördernde Stoffe abgeben,
Einige Dinge möchte ich zur Sarkoptes-Räude noch sagen:
- bei einer Infektion ist manchmal auch die Gabe von Antibiotika sinnvoll
- Milben können auch vom Hund auf den Menschen wandern (juckende Hautentzündung)
- beim Menschen kann sich die Milbe nicht vermehren und die Haut heilt alleine ab
Die Canine Demodikose
Ganz anders als bei der Sarkoptes-Räude jucken Demodex-Milben den Hund eigentlich nicht. Tatsachlich haben die meisten Hunde Demodex-Milben. Sie werden von der Mutter auf die Welpen übertragen und leben in der Regel unauffällig in den Haarbalgen, wo sie von Säugetieren tolerieren werden (deshalb nennt man sie auch Haarbalg-Milben).
Doch wenn es, wie im Fall von Moka, durch Stress und äußere Umstände zu einer Schwächung des Immunsystem des Hundes kommt, kann dies zu einer explosionsartigen Vermehrung der Demodex-Milbe führen. Durch die rasche Vermehrung der Parasiten in den Haarfollikeln kommt es zu Haarausfall – und in der Folge zur Demodikose mit kahlen Hautstellen.
Zu Beginn zeigt sich der Haarausfall und die Schuppenbildung an vereinzelten Körperstellen. Diese Stellen jucken nicht und somit stört den abwehrgeschwächten Hund die Demodikose meist nicht – und sie heilt von alleine wieder ab.
Nur bei einigen Pechvögeln breitet sich die Demodikose weiter aus und wird zu einer schweren Hautentzündung, die sich dann häufig infiziert und heftigen Juckreiz und Schmerzen hervorruft. Auch hier wird zur Diagnosestellung wieder ein tiefes Hautgeschabsel angefertigt.
Übrigens ist die Demodikose des Hundes ist nicht ansteckend, weder für andere Hunde noch für den Menschen!
So haben wir behandelt
Ich habe Moka zusätzlich zu den Medikamenten, die sie bei der Volontärin schon bekommen hat, mit natürlichen Mitteln behandelt. Einfach um sie als Hund zu stärken und ihr Linderung gegen das starke Jucken zu verschaffen. Dazu habe ich zum einen Olio di Neem benutzt, dass du bereits aus unserem Artikel zur Zeckenprohylaxe kennst.
Zusätzlich habe ich Kräuter und Vitamin E als Nahrungsergänzung zum Futter hinzugefügt. Auch diese sollten sich, wie das Kokosöl das wir auch gegen Zecken ins Futter geben, positiv auf das gesamte Hautbild von Moka auswirken und die Regenration unterstützen.
Heute habe Moka wirklich ein wunderschönes, glänzendes und gesundes Fell und ist vollkommen gesund!