Mit Leichtigkeit scheinen sich Hunde untereinander Grenzen zu setzen. Weshalb tun wir Menschen uns oft so schwer damit? Und sollten wir unsere Hunde strafen, um ihnen eine Grenze zu setzen? – Diesen Fragen ist Hundetrainerin und Autorin Sonja Meiburg in ihrem Buch „Lass das! – Hunden freundlich Grenzen setzen“* nachgegangen, welches ich dir heute vorstellen möchte.
Lass das!
„Dem gehört aber mal eine Grenze gesetzt!“, dieser Ratschlag bekommen wir Hundehalter immer mal wieder. Aber wie?
Das Buch „Lass das!“ behandelt meiner Meinung nach alle wichtigen Punkte, die man bedenken sollte, wenn man seinem Hund eine Grenzen setzen möchte. So werden auf 117 Seiten und in drei großen Kapiteln die Themen Strafen, Management-Maßnahmen, das Abbruchsignal und die Umkonditionierung über ein Alternativverhalten behandelt.
Der Leser wird dabei stets an dem Punkt abgeholt, wo er gerade steht und er muss keine Grundkenntnisse mitbringen. Das Buch ist fachlich sehr fundiert, doch so aufbereitet, dass es wirklich jeder verstehen und umsetzen kann. Von Beginn an nimmt Sonja Meiburg den Leser an die Hand und führt ihn durch das Buch Schritt für Schritt zu einem für seine Situation passenden Trainingsplan: Wo möchte ich gerade eine Grenze setzen? Welches Verhalten stört mich gerade an meinem Hund? Und wie zeige ich ihm das?
Grenzen setzen durch Strafen?
Doch bevor es überhaupt an das Training mit dem Hund geht, erklärt Frau Meiburg im ersten Kapitel (S.7 – 35) warum Grenzen zwar richtig und wichtig sind, Strafen aber nicht das Mittel der Wahl sind, um unsere Hunde von einem unerwünschten Verhalten abzuhalten.
So erklärt die Autorin, welche Hilfsmittel unsinnig oder gar kontraproduktiv sind und wann Grenzen überhaupt angebracht sind. So werden Grenzen zum Beispiel gar nicht gesehen, wenn der Hund voller Panik, gestresst oder total überreizt ist. Dann müssen wir zu allererst den Kontext ändern, bevor wir überhaupt eine Grenze setzen können.
Außerdem erklärt Frau Meiburg ausführlich die sechs Regeln, die es bei der Anwendung von Strafen im Hundetraining zu beachtet werden sollten. Gerade bei der Anwendung von Strafen ist es nämlich besonders wichtig, gewisse Regeln einzuhalten, damit es nicht zu einer Fehlverknüpfung kommt – und unsere Hunde das Falsche lernen und möglicherweise immer aufgeregter, ängstlicher oder aggressiver werden.
Gerade darum dreht sich „Lass das!„: Welche Methoden sind sinnvoller, als den Hund nur für sein Fehlverhalten zu strafen? Welche lerntheoretischen Methoden gibt es, um dem Hund eine Grenze zu zeigen? – und zwar ohne die Fehleranfälligkeit von Strafen. Und sehr viel wichtiger: Wie zeige ich meinem Hund, was er statt seinem unerwünschten Verhalten tun soll?
Voraussetzungen für das Training
Im zweiten Teil von Seite 30-60 erzählt uns Sonja Meiburg, welche Voraussetzungen für ein gutes Training gegeben sein sollten (z.B. genügend Schlaf, keine Überforderung). Und ab Seite 60 geht es dann an das Training selbst: Wie kann ich meinen Hund vom unerwünschten Verhalten abbringen? Wann reicht es aus, ein unerwünschtes Verhalten durch Unterbrechen zu stoppen und wann sollte ich meinem Hund vorab eine alternative Verhaltensweise beibringen? Was ist ein Markersignal und was ein Abbruchsignal?
Dieser letzte Praxisteil ist sehr ausführlich und nimmt den Leser Schritt für Schritt mit durch das Training. Der Leser wird immer wieder dazu aufgefordert, sich bestimmte Fragen zu stellen und anhand dieser seinen eigenen ganz individuellen Trainingsplan aufzustellen.
Bevor ich nun zu unserem Fazit komme, möchte ich euch noch die Autorin kurz vorstellen:
Über Sonja Meiburg
Sonja Meiburg ist Hundetrainerin an der Hundeschule Holledau und hat sich über viele Jahre Wissen von vielen nationalen und internationalen Lehrern, u.a. bei Ute Blaschke-Berthold, Martin Pietralla, Kay Laurence und Mary Ray angeeignet. Das Wissen gibt sie nicht nur in ihrer Hundeschule, sondern auch auf der Videoplattform hey-fiffi.com weiter.
Außerdem ist Sonja Meiburg Mitglied der ersten Stunde der Hundetrainer-Gemeinschaft „Trainieren statt dominieren“ und Initiatorin der Aktion „Tausche Stachelhalsband gegen Training“, für die sie den dogs-Award erhalten hat. Sie ist eine große Verfechterin des positiven Hundetrainings und arbeitet gerne mit dem Clicker, denn sie ist davon überzeugt „Sag deinem Hund nicht einfach nur, was er lassen soll. Sag ihm, was er tun soll und belohne ihn anständig dafür, damit er das, was er tun soll, auch gerne tut.“
Bekannt ist Sonja Meiburg auch aus der Sendung „Zeit für Tiere“ im bayrischen Rundfunk. Außerdem war sie Beraterin hinter der Kamera der ZDF-Doku „Das geheime Leben unserer Hunde“. „Lass das! – Hunden freundlich Grenzen setzen“* ist Sonjas drittes Buch.
Unser Fazit zu „Lass das!“
„Lass das! – Hunden freundlich Grenzen setzen“* ist fachlich fundiert, aber gleichzeitig sehr verständlich geschrieben. Das Buch zeigt ausführlich, wie wir unseren Hunden freundlich und fair Grenzen aufzeigen können, und zwar ganz ohne Schmerz- und Schreckreize. Im letzten Teil des Buch bekommt der Leser alle Werkzeuge an die Hand, die er braucht, um seinem Hund zu zeigen, was gewünscht ist – und was eben nicht (Grenze).
Laien werden dabei Schritt für Schritt an ein faires und modernes Hundetraining heranführt. Jeder Trainingsschritt wird erklärt: Worauf sollte ich achten? Welche Voraussetzungen sollten gegeben sein, damit mein Hund lernen kann? Wie erkläre ich meinem Hund, was ich mir von ihm wünsche? Und wie zeige ich ihm aber auch, dass er gerade eine Grenze überschreitet?
Unser Fazit: Ein sehr gelungenes Buch, dass jeder Hundehalter einmal gelesen haben sollte. Mit 117 Seiten und vielen Bildern ist es nicht zu dick und damit eine tolle Lektüre für einen entspanntes Wochenende. Die Sprache ist sehr einfach und verständlich, sodass wirklich jeder – auch ohne Vorkenntnisse – den Ausführungen und der Anleitung im Praxisteil folgen kann. Fachjargon wie aversive Reize, Abbruchsignal etc. werden stets erklärt.
Alles in allem ein Buch, dass dir helfen wird, deinen Hund besser zu verstehen und den Alltag deutlich entspannter zu gestalten. Mir hat der Teil zu den Strafen besonders gefallen, da immer noch zu viele Hundehalter der Meinung sind, Grenzen lassen sich nur durch Strafen umsetzen.
Wenn du also auf der Suche nach einer einfachen und nützlichen Lektüre zum Thema Grenzen und Hundetraining bei unerwünschtem Verhalten bist, dann kann ich dir „Lass das!“* sehr ans Herz legen. Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung!