Schon im Alltag von kleinen Kindern unter drei Jahren sind Medien omnipräsent. Gerade aktuell mit den Beschränkungen aufgrund des Coronavirus sind viele Eltern den ganzen Tag mit ihren Kindern Zuhause und sollen diese beschäftigen: Schnell mal das Tablet in die Hand drücken, klingt da sehr verführerisch.
Aber wie reagieren die Kleinsten auf die über elektronische Medien übertragenen Bilder, Geräusche und Geschichten. Und wie viel Medienkonsum ist für Kleinkinder eigentlich gut? Dieser Frage möchte ich im heute in diesem Blogbeitrag nachgehen. Los geht’s!
Inhaltsverzeichnis
Wie Kinder Medien erleben
Folgen elterlichen Medienkonsums
PC und TV schädlich?
Wie funktioniert Medienkonsum?
Was Experten raten!
Wie kleine Kinder Medien erleben
Wie dieser Artikel auf kindergesundheit-info.de beschreibt, bekommen Babys und kleine Kinder ganz nebenbei etwas von Medien mit. Ob vom Vater, der am Computer eine Mail schreibt oder der Mutter, die beim Spaziergang mit ihren Freundinnen chattet: Die Kinder spüren, sobald die Bezugspersonen um sie herum den Medien Aufmerksamkeit schenken.
Die Kleinen schaffen es allerdings noch nicht, die Bedeutungszusammenhänge zu erfassen. Da sie aber sie von Natur aus neugierig sind und ihre Umwelt durch Nachahmen und Ausprobieren erleben, erfreuen auch sie sich an bunte Bildern oder an der blinkende Handytastatur.
Gleichzeitig kann kleinen Kindern schnell einmal alles zu viel werden. Das ist nur logisch, wenn du bedenkst, wie Medien auf Kleinkinder wirken. Unser Nachwuchs ist zwar dazu fähig, die Angebote wahrzunehmen – kann diese allerdings noch nicht aktiv kommunikativ oder motorisch verarbeiten. Am Ende läuft dieser Konsum also auf ein gefülltes Fass hinaus. Wird es zu voll, läuft es über.
Dann reagieren Kleinkinder schon mal erschöpft, müde oder sogar aggressiv auf die für sie überstimulierende Medienumgebung. Es ist daher ratsam, dein eigenes Kleinkind niemals über Stunden hinweg einer unkontrollierten Mediennutzung auszusetzen.
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Intensiver elterlicher Medienkonsum hat Folgen
Lange Zeit waren Forschende der Ansicht, dass fernsehen der Bildung eines Kindes schaden würde. Langzeitstudien zeigen jedoch keinen direkten Zusammenhang zwischen dem TV-Konsum und den Schulleistungen von Kindern. Mehr dazu haben wir auch in unserem Beitrag „Wieviel Tablet und Computer für Kinder“ berichtet.
Im Gegenteil: Gute Dokumentationen oder Lern-Apps können die Lernleistung von Kindern sogar fördern und moderne Lernmedien können die Lerninhalte auf spielerische Art vermitteln – und schließlich besteht bereits evolutionär ein Zusammenhang zwischen Spielen und Lernen.
Das gilt natürlich nicht für Kleinkinder! Sie sollten möglichst wenig fernsehen oder Computer spielen und die Welt um sich herum zuerst einmal analog kennenlernen. Wichtig ist auch zu wissen, dass auch intensiver elterlichen Medienkonsum folgenreich sein – und Auswirkungen auf unsere Kinder haben kann! Dies gilt insbesondere den ersten Lebensjahren, in denen die zwischen Eltern und Kind ablaufende Kommunikation einen hohen Stellenwert einnimmt.
Nur eine stabile Bindung und Beziehung vermittelt einem Neugeborenen und Kleinkind ausreichend Sicherheit, um sich gesund entwickeln zu können. Sobald ein Elternteil telefoniert oder chattet, fällt es ihm schwer, dem Kind Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Viel wichtiger als der Medienkonsum an sich ist also aus meiner Sicht eine Balance zwischen elterlichen Bedürfnissen und kindlicher Fürsorge.
Sind Fernsehen und Computer für Kinder zwingend schädlich?
Manche Eltern halten ihre Kinder bewusst von Fernsehen und anderen medialen Angeboten fern. Andere fragen sich, ob und wie oft sie ihren kleinen Kindern erlauben sollten, mit Medien umzugehen. Eine pauschale Antwort auf diese Frage kann es nicht geben!
Wir Eltern können uns nur informieren und einlesen und uns eine eigene Meinung bilden. Nicht immer sagen Studien – abhängig von der Fragestellung – die ganze Wahrheit. Da sie jeweils nur einen kleinen Aspekt des großen Ganzen abbilden, können sie ebenfalls nur begrenzt Antworten liefern.
Bei Medien und Spielen gilt: Es ist schön, wenn Eltern die Aktivitäten der Kleinen interessiert verfolgen – und gelegentlich mitmachen.
Dasselbe Prinzip gilt meiner Meinung nach freilich auch bei dem medialen Konsum: Medienangebot ist nicht gleich Medienangebot! Einige sind mehr für deine Kinder geeignet, andere weniger. Es kommt also eher auf die individuelle Persönlichkeit deines Kindes an.
Zweifelsohne heiße ich einen verfrühten Medienkonsum nicht vollumfänglich gut. Das habe ich auch in unserem Beitrag „Tiptoi: sinnvoll oder nicht?“ näher beleuchtet. Unter Dreijährigen fällt es einfach schwer, die von elektronischen Geräten ausgesendeten visuellen Reize zu verarbeiten.
Wie kann Medienkonsum bei Kleinkindern in Maßen funktionieren?
Du kannst selbst Kleinkinder Schritt für Schritt mit medialen Angeboten vertraut machen. Wichtig ist hierbei, einen goldenen Mittelweg zu finden und folgendes umzusetzen:
- Beobachte deine Kinder genau und fang an, ihr Verhalten in Bezug auf Medien kritisch zu hinterfragen. Sobald du spürst, dass deinem Kind die medialen Angebote zu viel werden, solltest du reagieren.
- Beginne, Medien nicht als Privileg oder Bestrafung anzusehen. Dein Kind sollte sich nichts verdienen müssen, um die medialen Angebote nutzen zu dürfen.
- Ich würde dir empfehlen, die Inhalte zu überprüfen: Sind sie kinderfreundlich aufgebaut oder für deine Kinder eher ungeeignet? Du solltest dir insbesondere in den ersten Jahren bei Kleinkindern das Recht herausnehmen, bei neuen Inhalten mitzuentscheiden.
- Mach dir bewusst: Moderne Medien gehören in der globalisierten Welt einfach dazu. Dieser Fakt ist sowohl Risiko als auch Chance zugleich. Sieh es mal so: Du kannst deinen Kindern von Anfang an beibringen, verantwortungsvoll mit medialen Angeboten umzugehen. Hierbei solltest du allerdings auch bereit sein, mit gutem Beispiel voranzugehen.
- Gönne dir und deinen Kleinkindern unbedingt eine medienfreie Zeit. Dies gilt ganz besonders vor und bei der täglichen Nachtruhe. In einer für Babys und Kleinkinder richtigen Schlafumgebung haben Fernseher, Smartphones und andere digitale Geräte keinen Platz.
- Ich würde darauf achten, mediale Angebote immer mit Auszeiten und Bewegung an der frischen Luft auszugleichen. Denn in einer Sache sind sich Experten zu Recht einig: Mit Fernsehen aufwachsende Kinder bewegen sich weniger als Kinder, die wenig oder gar kein TV schauen. Vor allem für die frühkindliche Entwicklung kann ein Bewegungsmangel schwerwiegende Folgen haben. Durch falsches Sitzen entstehen etwa Haltungsschäden, die im Erwachsenenalter schwer korrigierbar sind. Auch kann sich wenig Bewegung darauf auswirken, wie Kinder später ihren Körper und ihre Gefühle wahrnehmen.
- Nicht zuletzt ist es wichtig, den eigenen Kindern als jederzeit erreichbarer Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Nur Familien, die gemeinsam an einem Strang ziehen, können den kindlichen Medienkonsum bedarfsorientiert und altersgerecht anpassen.
Wie viel Medienkonsum für Kleinkinder? Was Experten raten!
Wie oft und wie lange Kleinkindern mediale Inhalte zugänglich sein sollten, darüber herrscht Unstimmigkeit. Du findest allerdings wichtige Anhaltspunkte, indem du beispielsweise die Empfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beachtest.
Anhand dieser Aufteilung raten die Experten, Kleinkindern insbesondere Bilderbücher und Bücher vorzulesen. Anhand der Bücher lernen die Kids fürs Leben, indem sie Wissen vermittelt bekommen. Hörmedien wie Musik-CDs und Hörgeschichten empfehlen die Experten höchstens für 30 Minuten am Tag. Weiterhin rufen sie dazu auf, Kleinkindern unter drei Jahren möglichst gar keine Smartphones, Fernsehen und Computer anzubieten.
Ich denke mir, dass es sich bei den angegebenen Werten nur um Orientierungspunkte handelt. Letztendlich denkt und fühlt jedes Kind anders! Meiner Erfahrung nach kannst du vor allem an den Verhaltensweisen deines Kindes feststellen, ob die mediale Nutzung zu viel wird: Wirkt dein Kind teilnahmslos, gelangweilt, aggressiv oder überdreht? Dann kann es sein, dass ihm die für seine Altersgruppe angebotenen Medien überstimulieren.
Ein Tipp von mir zum Schluss: Häufigkeit und Dosis des Medienkonsums sorgsam abzuwägen. In den ersten sechs Lebensjahren macht es Sinn, insgesamt kurze, dafür elterlich „begleitete“ Medienzeiten einplanen.
Titelbild: Kelly Sikkema on Unsplash