Vor einigen Wochen habe ich mit großem Erstaunen eine sehr einseitige und negative Berichterstattung (s.u.) über den Tierschutz in Italien – und anderen europäischen Ländern – gelesen. Eine große Südtiroler Tageszeitung hat ein Interview mit Herrn Dr. Karl von Pfeil von der Tierklinik Tscherms geführt, welcher sich auf eine ausgesprochen abschätzige Art und Weise über den Tierschutz geäußert hat. Diese negative Berichterstattung hat mich persönlich sehr getroffen und auch traurig gestimmt; vor allem weil ich weiß, wie viele Menschen sich Tag und Nacht ehrenamtlich für das Wohlergehen der Tiere einsetzen, die leider nicht für sich selbst sprechen können (z.B. Elke Rabensteiner vom Südtiroler Tierfreundeverein, welcher in diesem Jahr sein 40jähriges Bestehen feiert – wir haben berichtet).
Auch ich persönlich setze mich für den Tierschutz ein und habe erst im Juli eine Tierauffangstation in Süditalien besucht (unser Bericht dazu). Die Zustände die dort auf den Straßen herrschen sind katastrophal, doch leider gibt es nur wenige Menschen, die hinsehen. Hunde haben im Süden – wie auch in Spanien, Rumänien usw. – einen ganz anderen Stellenwert. Während sie bei uns für viele Menschen der bester Freund, ein Partnerersatz oder fast wie ein eigenes Kind sind, werden sie andernorts immer noch zum größten Teil nur für die Arbeit genutzt und sobald sie dafür zu alt oder unbrauchbar sind, werden sie einfach weggeworfen. Auch darüber haben wir bereits berichtet.
Lesetipp: Seriöse Tierschutzverein in Italien
Man findet seriöse Tierschützer – auch in Italien
Ich habe die Zustände vor Ort selbst erlebt und die Tierauffangstation, die ich besucht habe, mit großem Bedacht ausgewählt. Es war mir wichtig nachhaltig zu helfen und keine „mafiösen“ Tierschutzorganisationen oder gar Welpenhändler zu unterstützen. Doch wenn man genau hinsieht, findet man sie, die seriösen Tierschutzorganisationen. Und sie (Ass. Adozione Argo, Ass. La Voce del Cane, ORAA Onlus, Aidar, Fundación Benjamín Mehnert, GACI, Ein Herz für Streuner, TSV Galgo-Friends… um nur einige zu nennen) sollten unterstützt werden, denn gerade die Adoptionen der Hunde von seriösen Organisationen schieben den, in ihrem Artikel vom 25./26. Juli zurecht despektierten, Welpenhändler aus Osteuropa einen Riegel vor.
Die Nachfrage nach Hunden ist unbestreitbar da (bereits 2018 gab es über 40.000 Hunde im Land), doch – und erfreulicherweise – gibt es in Südtirol, anders als im Süden Italiens, kein Streunerproblem. So können wir vor Ort die „Nachfrage“ nach Hunden nicht decken, da nur wenige seriösen und eigetragenen Züchter hier tätig sind.
Gerade das hat dazu geführt, dass in den letzten Jahren immer mehr unseriöse Hobbyzüchter Hunde verkaufen! Sie verdienen sich damit eine goldene Nase doch behandeln ihre Hunde kaum anders, als viele Menschen es im Süden tun. Die Hunde werden nur zur Zucht missbraucht und leben oft in miserablen Umständen. Aber diesem Thema könnte man einen eigenen Bericht widmen.
Unseriöse Berichterstattung
Ich persönlich bin der Meinung eine Tageszeitung sollte seriös und unparteiisch berichten. Beide Seiten sollten beleuchtet werden, anstatt alle Tierschützer über einen Kamm zu scheren. Ein Bericht kann dazu beitragen, seriöse Organisationen zu unterstützen und über seriösen Tierschutz im Allgemeinen aufzuklären – und somit dem illegalen Welpenhandel einen Rigel vorzuschieben und den unseriösen Hobbyzüchtern im Land entgegenzutreten. Da dies hier versäumt wurde möchte ich am Ende dieses Artikels noch einmal auf die wichtigen Punkte eingehen, die du bei der Auswahl der Tierschutzorganisation oder des Vermittler beachten solltest, bevor du einen Hund adoptiert.
Lesetipp: 10 Fragen vor dem Hundekauf
Bevor ich euch einige Punkte mit auf den Weg gebe, woran du eine seriös arbeitende Tierschutzorganisation erkennen kannst, möchte ich hier noch meinen Leserbrief an die Dolomiten abdrucken.
Es gibt auch seriösen Tierschutz!
Mit großer Verwunderung habe ich den Artikel in den „Dolomiten“ vom 25./26. Juli gelesen. Tierarzt Dr. Karl von Pfeil schert hier gleich alle Tierschützer und Organisationen über einen Kamm. Dabei gibt es in Italien – wie auch in Spanien und anderen europäischen Ländern – seriöse Tierschutzorganisationen, die ihre Tiere verantwortungsbewusst und adäquat vermitteln; mit allen nötigen Papieren und Tests (u.a. auf Mittelmeerkrankheiten). Außerdem sollte ein Tierarzt wissen, dass die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung eines Menschen mit Leishmaniose durch einen Hund so gut wie ausgeschlossen ist. Dazu bedarf es einer Sandmücke. Auch die genannte Borreliose (im Jahr 2019 gab es übrigens in Südtirol 14 gemeldete Fälle) wurde bereits Mitte der 80 Jahre zum ersten Mal bei uns diagnostiziert und wird von der Zecke übertragen. Das nächste Mal bitte etwas mehr Sachlichkeit! Viel wichtiger als diese Hetzjagd gegen den Tierschutz wäre eine ordentliche Aufklärung der Bevölkerung und der Hunde-Interessenten.
Woran erkenne ich eine seriöse Tierschutzorganisation?
Da es auch im Tierschutz schwarzer Schafe gibt, sollten Sie vor der Adoption eines Hundes einige Dinge beachten. Gute Zeichen sind:
- gute Erreichbarkeit
Dir werden alle Fragen zu dem Tier, zur Adoption und zum Transport klar und deutlich beantwortet - Checkliste Dokumente
Die Tiere werden mit allen notwendigen Impfungen, einem Heimtierpass (Impfpass), einem Mikrochip mit Identifikationsnummer und allen notwendigen Dokumenten (z.B. die Besitzerklärung, ein Gesundheitszeugnis) auf die Reise geschickt - Adoptionen aus dem EU-Ausland
Du solltest unbedingt prüfen, ob das Tier mit einem gültigen EU-Heimtierpass und Traces Papieren einreist. Ebenso ist in diesem Fall eine Tollwutimpfung (mindestens 21 Tage alt) Pflicht! - Vereine in Deutschland müssen über eine Erlaubnis nach § 11 Tierschutzgesetz verfügen
- die Organisation verfügt am besten über eine aktuelle Webseite mit gültigem Impressum und die Hunde werden darauf genau beschrieben (Charakter, Verhalten, Besonderheiten), anstatt auf das Mitleid der Interessenten zu setzen
- es findet ein Vorbesuch bei dir Zuhause (mit ehrliches Beratungsgespräch und dezidierter Aufklärung) statt und ein weiterer Besuch nach der Adoption
- auch nach der Adoptionen steht dir die Organisation beratend zur Seite
- seriöse Vermittler erheben eine Schutzgebühr und erhalten keine Gegenleistung für die Vermittlung (z.B. Vermittlungsprovision). Es finden keine Barzahlungen statt.
- Frag außerdem nach einem MMK-Bluttest und hinterfrage, wer den Hund transportiert (ein Transporter, der den geltenden Gesetzen entspricht und über eine von der ASL erteilte Genehmigung verfügt, keine Privatpersonen)