Die letzten Wochen war es hier sehr ruhig. Seit 11 Wochen sind die beiden Mädels nun wegen des Corona-Lockdown Zuhause – und ich komme kaum zum Schreiben. Die Hausaufgaben beschäftigen uns ganz schön. Außerdem spielen wir viel. Und unser sechster Pflegehund braucht meine Aufmerksamkeit. Auch sonst hatte ich nicht viel zu berichten. Doch heute ist es mal wieder soweit: Ich nehme mir die Zeit, um mir etwas von der Seele zu schreiben. Ja, heute früh kam die Trauer einfach so über mich. Während andere sich angesichts ihres nahenden Geburtstages freuen, vielleicht eine Feier planen, schön in ein Restaurant essen gehen möchten (das ist ja trotz COVID-19-Virus wieder möglich) oder einen Tag mit ihrer Familie planen, verfalle ich in diesen Tage in Traurigkeit. Manch einer möchte jetzt vielleicht meinen, dass dies mit dem voranschreitenden Alter zu tun hat, doch dem ist nicht so. Aber fangen wir von vorne an!
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere langjährige Leser noch daran, denn ich hatte bereits einmal über diese Erfahrung berichtet. Den Artikel habe ich später offline genommen, denn es tat zu sehr weh. Das was ich meine – und was mich jedes Jahr vor meinem Geburtstag so traurig stimmt – sind unsere Sternenkinder. Fünf Jahre seitdem vergangen und es tut immer noch weh! Immer noch gebe ich mir (auch wenn ich natürlich im Kopf, rational, weiß, dass es nicht so ist) die Schuld für das, was passiert ist. Hm, wo soll ich bloß anfangen? Es fällt mir schwer, darüber zu schrieben – und immer noch fließen Tränen, wenn ich an diese Zeit vor fünf Jahren zurück denke.
Niemals hätte ich vermutet, dass „so etwas passiert“. Unsere Töchter waren damals, das war Anfang März 2015, 2 ½ Jahre und 10 Monate alt. Da erfuhr ich, dass wir wieder schwanger waren … mit Zwillingen! Ein Schock. Mit einem Mal sollten wir gleich doppelt so viele Kinder haben. Nicht drei Kinder, sondern gleich vier. Das hätte bedeutet, wir hätten ein neues Auto kaufen müssen: Drei Kinder bringt man in einem „normalen“ Auto irgendwie unter – aber mit vier Kindern brauch man einen Kleinbus. So viele Dinge, so viele Fragen haben uns damals beschäftigt: Schaffen wir das überhaupt?
„Dann kam der Tag an dem wir etwas wichtiges verloren haben, von dessen Existenz kaum jemand etwas wusste“
Gerade als wir uns mit dem Gedanken angefreundet hatten; gerade als ich das ein- oder andere Mal nach Auto-Anzeigen im Internet gestöbert habe, kam der Tag, den ich nicht vergessen werde. Der 20. Mai (11+1 SSW), der Tag, an dem zwei Herzen aufgehört haben zu schlagen. Ein Tag der für viele ganz ohne Bedeutung ist, der Tag an dem wir etwas wichtiges verloren haben, von dessen Existenz kaum jemand etwas wusste! Und auch heute wissen nur wenige davon: Das Thema Fehlgeburt ist nach wie vor ein Tabuthema. Dabei geht es vielen Frauen so oder so ähnlich.
Die Kürettage ist nun fünf Jahre her und seitdem weiß ich unsere beiden gesunden Mädels noch mehr zu schätzen – und bin so dankbar. Dankbar, auch wenn beide Schwangerschaften unglaublich schwierig waren, voller gesundheitlicher Probleme und auch vieler Ängste (vorzeitige Wehen, mehrere Aufenthalte im Krankenhaus, Wehenhemmer uvm.). Dankbar dafür, dass wir Eltern sein dürfen und zwei wundervolle – wenn auch manchmal ganz schön anstrengende – Kinder auf Ihrem Weg durch’s Leben begleiten dürfen. Und eines Tages, irgendwann, werde ich auch unsere Sternenkinder kennenlernen.
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