Das tiptoi Lernsystem aus dem Hause Ravensburger gibt es seit Herbst 2010. Ich muss gestehen, lange stand ich diesem Produkt sehr kritisch gegenüber: Ist der tiptoi Stift wirklich eine sinnvolle Lernhilfe oder nur ein Produkt für lesefaule Eltern? Dieser Frage bin ich nachgegangen, seit unsere Große im Oktober 2018 (passend zum Schulanfang) von Ihrer Patentante ein tiptoi Starter-Set mit Buchstabenspiel* geschenkt bekommen hat.
tiptoi – Was ist das?
Das tiptoi Lernsystem mit dem orangefarbenen Stift gibt es seit Herbst 2010. Der tiptoi Stift* ist essenziell, um die entsprechenden tiptoi Produkte (Bücher, Spiele, Puzzle, Sticker, Spielfiguren, Adventskalender und sogar interaktive Globen) nutzen zu können: Dafür wird der Stift über den sog. tiptoi Manager am PC mit Inhalten bespielt, die dann bei der Nutzung des Stiftes, zusammen mit dem Produkt, abgespielt werden.
- tiptoi ist ein innovatives Lern und Kreativsystem, mit dem Kinder die Welt spielerisch entdecken. Tippt man mit dem Stift auf ein Bild oder einen Text, erklingen passende Geräusche, Sprache oder Musik. Das tiptoi Sortiment umfasst Bücher, Spiele und Spielzeug mit den wichtigsten Lern- und Wissensthemen für Kinder
- Tolle Geschenkidee: Das im Stift integrierte Mikrofon ermöglicht Kindern Geräusche und Sprache selbst aufzunehmen und in die tiptoi Create Produkte einzubinden das ideale Geschenk für Kinder ab 3 Jahren - egal ob zu Weihnachten oder zum Geburtstag
- Die kostenlosen Audiodateien für Bücher, Spiele und Spielzeug lädt man sich einfach,sicher und schnell über den tiptoi Manager auf den Stift
Apropos abspielen: Im September 2015 wurde der tiptoi Stift mit einem Kopfhöreranschluss ausgestattet. Damit konnten Kinder auch unterwegs Hörspiele und Musik auf ihrem Stift anhören. Die letzte Änderung am tiptoi Stift gab es Herbst 2018:
Bei diesem neuesten Stift kann man keine Hörspiele/Musik mehr abspielen, doch der Stift wurde mit einem Mikrofon ergänzt: Nun können Kinder selber kreativ werden und ihre tiptoi® create Produkte* mit erfundene Geräuschen und Geschichten besprechen.
Übrigens funktionieren alle Modelle funktionieren mit zwei 1,5 Volt-Batterien (AAA).

tiptoi – Ab wann?
In dieser Sache spalten sich die Meinungen. Ich lese immer wieder, dass 2-Jährige von Ihren Eltern tiptoi Produkte geschenkt bekommen. Dem stehe ich eher ablehnend gegenüber: Kleinkinder sind natürlich von den sprechenden Stiften fasziniert, meiner Meinung nach aber noch nicht in der Lage, damit selbstständig Wissensgebiete zu erkunden. Außerdem ist der Stift für so kleine Kinderhände doch relativ groß und schwer – und wird er herum geworfen oder in den Mund genommen, kann er kaputt gehen.
Unsere persönlichen ersten tiptoi Erfahrungen
Auch unsere persönliche Erfahrung mit dem tiptoi Stift hat gezeigt, dass er nicht in die Hände von Kleinkinder gehört – und auf keinen Fall ohne elterliche Aufsicht! Als unsere Große den tiptoi Stift kurz nach Ihrer Einschulung geschenkt bekam, hat natürlich auch unser kleiner Wildfang (damals 4 Jahre alt) mit dem Stift spielen wollen.
Leider hat sie den Stift dabei aber immer bei voller Lautstärke direkt an ihr Ohr gehalten, wenn wir sie nicht ständig ermahnt hätten. Das ist sehr ungesund! Und meine Messungen mit der kostenlosen LärmApp haben ergeben, dass der Stift eine Lautstärke von 100dB wiedergibt. Für Kleinkinder wird jedoch von HNO Ärzten eine maximale Lautstärke von 85dB empfohlen (z.B. für Kinder-Kopfhörer).

Ist der tiptoi eine sinnvolle Lernhilfe?
Wird der tiptoi Stift mit den entsprechenden Inhalten richtig eingesetzt, kann er durchaus Kindern ab 5/6 Jahren (Vorschul- und Schulalter) als Lernhilfe und Ergänzung zu anderen Lernmethoden dienen. Das heißt das Kind tippt auf einen bestimmten Text oder ein Bild, hört zu und denkt mit. Auch die Zusatzinfos und Quizfragen dienen dem Lernen!
Kleinkinder sind meiner Meinung nach nicht in der Lage, die unterschiedlichen Ebenen eines tiptoi-Produktes (Entdecken, Wissen, Erzählen und Spielen) zu verstehen und sinnvoll zu nutzen. In vielen Haushalten werden Kinder überdies mit ihrem tiptoi Stift alleine gelassen, ohne zu schauen, was es damit macht. Ich bin der Meinung, auch wenn Kinder sich die Texte anhören, bedarf es immer noch elterlicher Erklärungen, um hier wirklich etwas zu lernen.
In unserem Kinderzimmer haben die Stifte mittlerweile in Ihrem mitgelieferten Standfuß einen festen Platz auf den Kinder-Schreibtischen*. Der Stift wird gerne zur Hand genommen, z.B. aktuell zum Lesen lernen (mit dem tiptoi-Buch “Das tollste Pony der Welt”). So findet der Lernprozess auf spielerische Art und Weise statt, was diesen unterstützt. Ist aber keinesfalls eine Lernmethode, die ich alleine einsetzen würde.

Studie rund um die digitalen Audiostifte
In einer Studie des Hans-Bredrow-Instituts für Medienforschung wurde die Nutzung digitaler Audiostifte in der Familie untersucht. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass Eltern den tiptoi Stift nicht als Medium sehen und die Nutzung nicht reglementieren. Der Stift wird eher als Ergänzung zum Buch wahrgenommen, ohne aber die möglichen Gefahren im Blick zu haben. Diese sehe ich aus persönlicher Erfahrung vor allem darin:
- Lautstärke, wenn der Stift direkt ans Ohr gehalten wird
- Batteriefach geht leicht auf (potenzielle Gefahrenquelle für kleine Kinder)
- Bequemlichkeit der Eltern wird gefördert und Vorlesen kommt zu kurz
- Kinder werden beim Lernen alleine gelassen und die Hilfestellung fehlt
Letztendlich sollten wir Eltern uns bewusst machen, dass der Stift eben nicht die Rolle von uns Eltern beim Lernen, wie z.B. Unterstützung beim Lesen lernen, ersetzen kann!
Nutzt ihr den tiptoi Stift? Welche Produkte haben euch überzeugt?

Hierbei handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der unbeabsichtigt eine werbende Wirkung beim Leser haben könnte. Ich wurde jedoch weder von Ravensburger, noch von einem anderen Unternehmen dafür beauftragt!
14 Comments
Michael Reinhard
28. März 2019 at 11:08Ich stehe dem Tiptoi ebenso kritisch gegenüber, wie den in den 1980ern beliebten LÜK-Kästen. Ich bin der Ansicht, dass Kinder nicht den tatsächlichen Inhalt der jeweiligen Übung lernen, sondern sich lediglich die “Anordnung” der Antworten einprägen. Das bedeutet, dass sie das Memory-System anwenden und sich nur merken, auf welchem Weg das Ziel erreicht werde kann. Der dahinter stehende fachliche Inhalt wird meines Erachtens nicht wirklich aufgenommen.
Zudem habe ich den Eindruck, dass sich automatisiertes Lernen zu sehr auf die Wahrnehmungskanäle auditiv und optisch reduzieren. Der haptische Reiz kommt beim Legen von Plättchen (LÜK) oder antippen von Stellen in einem Buch (Tiptoi) deutlich zu kurz. Hingegen nimmt er beim klassischen Spielen oder beim Schreiben (setzt natürlich ein gewisses Alter voraus) einen deutlich größeren Raum ein. Das für mich größte Problem ist aber das emotional isolierte Lernen. Sich alleine mit einem Lernprozess zu beschäftigen mag eine Option für Erwachsene sein, welche die Anwesenheit anderer Personen oftmals als störend empfinden. Kinder hingegen brauchen meiner Ansicht nach besonders beim Lernen die emotionale Ebene, also einen Lernpartner, der sich aktiv am Lernprozess beteiligt.
Lernen braucht Fehler – und Fehler brauchen Konsequenzen. Wenn ich ein Spielzeug repariere (z. B. etwas anklebe) und aus Ungeduld nicht warte, bis der Kleber ausreichend getrocknet ist, wird sich die geklebte Stelle schnell wieder Lösen. Mein Fehler hat etwas verursacht. Und da ich diese Reaktion nicht nochmal erleben möchte, werde ich beim nächsten Reparaturversuch mehr Geduld üben.
Natürlich kindgerecht
29. März 2019 at 16:32Danke Michael, du greifst viele Punkte auf, die ich auch so sehe. Danke für dein tolles Kommentar!
Päda
6. Januar 2022 at 14:23Ich mag dem widersprechen und sagen, dass es sehr aufs Kind ankommt. Unser Sohn hat Schwierigkeiten beim aktiven zuhören, der Stift hilft dabei. Gerade die Wissensbücher haben es ihm angetan, er merkt sich die Sachen, erzählt sie uns und stellt Nachfragen. Wir lesen ihm seit er 6 Monate alt ist Abends immer vor und auch mal tagsüber, lesen und Bücher gehören bei uns fest zum Alltag, er freut sich mehr über ein neues Buch als über anderes Spielzeug.. Er möchte jedoch zurzeit alles selbstständig und alleine erfassen und lernen und da sind die TipToi Sachen super. Er sucht sich raus, was ihn interessiert, hört sich manche Fakten mehrfach an und wendet das Wissen später ohne TipToi an, er konzentriert sich länger, zeigt uns was er gerade hört und erklärt stolz, was der Stift ihm erklärt hat. Seit er die TipToi Sachen nutzt, hört er auch beim Vorlesen besser zu, fragt vermehrt nach und gibt den Inhalt wieder. Daher denke ich nicht, dass solche Lernmaterialien generell schwierig sind, sondern es auf den Umgang damit ankommt, darauf als Eltern selbst interessiert zu sein und auch aufs Kind -nicht jedes Spielzeug (ganz gleich wie pädagogisch wertvoll), ist gleich sinnvoll für verschiedene Kinder. Und ganz ehrlich nehmen wir mal einen Haus in dem nie gelesen wird, da bin ich als Pädagogin froh drum, wenn die Kinder dann wenigstens in Form von elektronischen Büchern ans Medium Buch und an Geschichten und Wissen herangeführt werden, die Alternative wäre da null Kontakt zu Büchern. Wenn den Kindern nie jemand vorliest, dann lieber ein Stift als weiterhin niemand. Prinzipiell sehe ich elektronisches Spielzeug auch kritisch, ich finde aber die TipToi Sachen sehr gut umgesetzt, gerade für Kinder, die einen großen Wunsch nach Selbstständigkeit haben. Übrigens tippt unser Sohn immer wieder einzelne Worte an, lässt die sich vorlesen und geht dann nacheinander die Buchstaben des Wortes durch, das überträgt er auch auf nicht TipToi Bücher indem er beim Vorlesen versucht zu erfassen, welches Wort wir gerade vorlesen und aus welchen Buchstaben die Worte zusammengesetzt sind. Von daher bleib ich dabei, wenn in dem Haushalt eh schon viel gelesen wird, eine gute Ergänzung, wenn nichts gelesen wird besser als weiterhin gar nichts, zudem wie jedes Spielzeug sehr abhängig vom Kind, pauschale Aussagen sind da immer problematisch.
Silvia
6. Januar 2022 at 19:04Absolut. Der Artikel ist schon einige Jahre alt und ich würde heute einiges anders formulieren. Mir ging es vor allem darum aufzuzeigen, dass der TipToi eine sinnvolle Lernhilfe sein kann, wenn man richtig damit umgeht.Und umgekehrt kann er eben auch für Kinder nicht so gut sein, wenn sie damit ruhiggestellt werden und sich den ganzen Tag von dem Getüdel berieseln lassen. Das kommt vor allem vor, wenn Kinder den Stift alleine nutzen ohne elterliche Begleitung. Und diese ist eben bei allen Medien so wichtig! Viele denken dabei nur an PC, Fernseher und Tablet. Aber Hörbücher und der tiptoi gehören da eben auch dazu. Wir haben den Tiptoi auch und nutzen ihn: Die Große handhabt das, wie dein Sohn, sie hört sich die Zusatzinfos an zum Beispiel über Dinosaurier und lernt damit. Sie ist aber auch so schon eine Leseratte und liest 3 Bücher am Tag. Da ist der Tiptoi eine sinnvolle Ergänzung, wenn eben das Buch auch sonst gelesen wird. Unsere Kleine könnte zwar lesen, sie tut sich aber schwer damit. Da haben wir tiptoi Erstlesebücher probiert und anstatt selber damit lesen zu üben und den Stift als Ergänzung zu nutzen, lässt sie sich alles nur vorlesen. Dann haben wir das mit dem tiptoi wieder gelassen. Da lese ich ihr lieber selber was vor und verbringe dabei Zeit mit ihr! Und lasse sie Erstlesebücher vorlesen, ganz ohne die Hilfe vom TipToi. Aber ich schweife ab! – Auf alle Fälle finde ich dein Kommentar sehr spannend und hilfreich und werde daraufhin den Artikel wirklich einmal anpassen. Danke für dein Input!
PÄDA
7. Januar 2022 at 11:55Danke für deine Antwort, obwohl der Eintrag schon älter ist. Ich war mir nicht sicher, ob ich schreiben soll, es war mir dann aber doch wichtig.
Tatsächlich habe ich die Erfahrung gemacht (auch beruflich), dass TipToi gerade jüngeren Kindern mit ADHS Problematik hilft. Sie haben den Ehrgeiz die Spiele zu “gewinnen” müssen dafür aber zuhören und das länger, da der Stift zu langen Erklärungen neigt. TipToi hilft beim Fokussieren und dabei zuzuhören ohne den Druck der Erwachsenen zu haben:”jetzt hör doch mal zu”. Hören sie nicht zu, können sie in der Konsequenz die Aufgabe nicht richtig lösen. Es erhöht somit die intrinsische Motivation und oft übertragen die Kinder dies auch auf andere Situationen und hören dann auch Erwachsenen und anderen besser zu, konzentrieren sich länger und nehmen dies weniger als Kampf wahr. TipToi ist daher auch aus pädagogischer Sicht ein hervorragendes Hilfsmittel. Klar gilt das nicht für jedes Kind und es kann auch Gegenteilige Effekte geben. Ich sehe es aber als enormen Vorteil an, dass das ganze übers Medium Buch läuft (hat da auch den größten Effekt). TV, Musikboxen etc. all diese Sachen laufen oft im Hintergrund, sie fordern keine Aufmerksamkeit sondern eher ein alles Gleichzeitig, nichts so richtig, plus viele schnelle Eindrücke in kurzer Zeit. Bei TipToi steuert das Kind selbst. Es kann den gleichen Eintrag 20x hören, oder Seiten komplett überspringen, es bestimmt das Tempo und auch wie viel es gerade hören will und kann. Im Fall deiner Kleinen hatte sie wohl schnell raus, dass der Stift ihr abnimmt, was sie nicht tun will, schlau, und deine Reaktion darauf genau richtig. Würdet ihr zu Hause aber nie lesen, wäre das immerhin besser als gar kein Kontakt zu Büchern, im schlimmsten Fall würde es nichts bringen, im besten das Interesse auch an nicht elektronischen Büchern wecken. Übrigens ich bin immer super neugierig auf die TipToi Sachen meines Sohnes, der ist aber genervt von mir:”ach Mama, lass mich doch alleine”. Für ihn eine großartige Möglichkeit unabhängiger von seinen Eltern zu werden, und selbst zu bestimmen, was er mit uns teilen will und was nicht.
Silvia
7. Januar 2022 at 15:34Das klingt ganz toll! Danke für das wirklich sehr wertvolle Input! ♥ Danke!
Julie
1. Oktober 2019 at 21:49Ich lebe im Ausland und habe meinem Kleinkind Tiptoi gekauft, damit sie auch Deutsch hört das weder von mir, noch von einem Bildschirm (apps, youtube, tv) kommt. Wir lesen/hören gemeinsam und haben beide Spaß daran. Sie lernt neue Wörter und findet die Bücher auch ohne Stift toll. Auf Langstreckenflügen sind die Pocketbücher ideal. Für die Quizspiele auf jeder Seite ist sie noch zu jung, dafür liebt sie die Musik. Ich finde das tiptoi ist eine wunderbare Hilfe den Wortschatz meiner Tochter zu erweitern und zeigt ihr Dinge, ohne einen flimernden Bildschirm und ohne wifi, die sie in unserem Altag weder hören noch sehen würde. Meine Freude über dieses Produkt hat nichts mit Bequemlichkeit oder Faulheit meinerseits zu tun. Wenn Eltern keinen vernünftigen Menschenverstad haben ist auch das beste Lernspiel nichts wert.
Natürlich kindgerecht
4. Oktober 2019 at 08:24Das finde ich klasse Julie und ist wirklich eine tolle Einsatzmöglichkeit für den Tip Toi! Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lernen und Spielen!
Axel
2. Oktober 2019 at 21:33Nun, ich finde es dennoch eine nette Ergänzung zum Thema Lernen. Immer werden Inhalte erklärt, die richtig sind und sich auf der Art und Weise des Memory Systems auch ergo richtig einprägen. Das finde ich nicht falsch, sondern gut. Wie werden denn Vokabeln gelernt? Wie wird eine Verhaltensweise gelernt? Doch wohl über Memory. Ich glaube nicht dass ich im Affekt einer Handlung große Anstrengungen anstrebe um eine Entscheidung zu treffen indem ich hochintellektuell darüber gründlich nachdenke um je die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn Sie so sind werden Sie alles wichtige übersehen und verpassen. Ich glaube dass eben diese gewohnten Muster im Alltag zum Einsatz kommen und nicht die große Kunst der Philosophie. So lernt jeder Kampfkunstschüler feste Abläufe und wird im Wettkampf blind und ohne Kopf handeln, Memory Methode. Emotionenwwerden damit natürlich nicht vermittelt und verstanden. Auch altruistische Motive nicht. Nur, lehren sie ihrem Kind dann auch das rechnen nicht, nur weil sie glauben sie bringen ihrem Kind in einem anderem Lernfeld nichts vernünftiges bei? Nein. Es ist ein Teil des Ganzen und wird ihrem Kind helfen Dinge zu lernen. Es ist ein spezifisches Erfolgsrezept. Die Inhalte sind richtig, das Kind lernt damit gerne (Medieneeinsatz führt zu höheren Lernerfolgen) und es wird Wissen vermittelt, welches auch jenseits unseres eigenem Wissensschatzes entbehren dürfte.
Und mal ganz ehrlich, ein bisschen froh sein darf ein Papa, wenn das Kind sich mal sinnvoll alleine beschäftigt. Glotze und falsches Vorleben der Eltern? Ich halte es für sinnvoll meinen Kind diese Bücher zu kaufen. Ohnehin, eine Überdosis wird es nicht erleben, da selbst das umfangreichste Buch irgendwann ausgelutscht und leer gespielt wurde. Langweilig, ich will Fahrrad fahren…
Axel
2. Oktober 2019 at 21:43… Und noch ein paar kleine Anmerkungen.
Wenn ihr Kind den Stift ans Ohr hält, stellen sie ihn leiser. (Altersfreigabe beachten!) Wenn ihr Kind dann wieder lauter macht, nehmen sie den Stift weg und beschäftigen sie ihr Kind anderweitig. Finden Sie die Inhalte der Bücher ungeeignet, kaufen sie andere Bücher oder werfen die den Stift weg. Wäre Ihnen das zu schade und finden das Produkt an sich gut und haben sie Anregungen und Wünsche, telefonieren sie einfach mit dem Hersteller und lassen Sie die Leute wissen was Ihnen nicht gefällt und was Sie vermissen. Es hilft!
Ich mache das auch.
Natürlich kindgerecht
4. Oktober 2019 at 08:31Hallo Axel, danke für deinen Kommentar. Wie im Artikel erwähnt, nutzt unsere Große den tiptoi selbst ab und ab: Wird er mit altersgerechten Inhalten richtig eingesetzt, kann er durchaus Kindern ab 5/6 Jahren (Vorschul- und Schulalter) als Lernhilfe und Ergänzung zu anderen Lernmethoden dienen. Das habe ich dem Produkt nicht abgesprochen und der Meinung bin ich immer noch. Trotzdem wollte ich auch auf Mögliche Gefahren hinweisen (Lautstärke) da es eben auch Eltern gibt, die ihre Kinder völlig mit dem Stift sich selbst überlassen. Wird der Stift aber, wie bereits gesagt, altersgerecht eingesetzt, spricht absolut nichts dagegen. Wir selbst spielen ab und an lustige TipToi Spiele, wie in einem anderen Artikel zum Thema (Link: https://natuerlich-kindgerecht.it/unsere-tiptoi-lieblinge-4-6-jahre/) erwähnt. Ganz liebe Grüße und schönes Wochenende
Camilla
15. April 2020 at 22:34Zugegebenermaßen, ich mag beides: die Stifte und LÜK.
Die LÜK-Kästen kenne ich noch aus meiner Schulzeit, ich habe sie sehr gerne gelegt. Heute übt mein Drittklässler mit den Kasten aus meiner Schulzeit in meinem Beisein damit Mathe, was ihm durch die Selbstkontrolle mehr Spaß macht, als wenn ich mir selbst Aufgaben ausdenke und sie später kontrolliere. Da er Konzentrationsschwierigkeiten hat, kann er die damit auch üben.
Mein Vorschulkind übt auch gerne damit (mit altersgerechten Heften). Da es Streit um meinen Kasten gab, haben wir sogar zwei.
Den Stiften gegenüber war ich ursprünglich auch sehr kritisch eingestellt. Nun ist es aber so, dass mein Vorschulkind Sachbücher liebt und sie sich am liebsten den ganzen Tag lang vorlesen lassen würde, ich beim Vorlesen aber lieber Geschichten vorlese, und meine ungeschulte Stimme nach 30 – 60 Minuten auch nicht mehr mitmacht. Daher finde ich die Möglichkeit sehr gut, das er sich die Bücher von den Stiften vorlesen lassen kann. Das ist dann wie ein Wissenshörspiel, bei dem er gleichzeitig sieht, was er hört, aber in seiner Geschwindigkeit (im Gegensatz zum Fernsehen), Sachen, die er nicht versteht, hört er mehrfach und/oder fragt bei uns Eltern. Für Eltern von noch-nicht-Lesern, die auch noch den Haushalt zu erledigen haben, im Homeoffice sitzen, Essen zubereiten oder tatsächlich auch mal ihre Ruhe brauchen, ist es zudem die Möglichkeit sich um genau das zu kümmern und dann nachher die Geschichten vorlesen zu können. So zumindest funktioniert es bei uns sehr gut. Und der Drittklässler, der Quizze liebt, tobt sich damit aus.
Zur Praxis: wir haben nicht den TipToi, sondern den Bookii. Der hat eine Buchse für Klinkenstecker. Den Bookii verwenden die Kinder meist mit (Kinder-)Kopfhörern, die eine maximale Lautstärke haben. Man kann sie auch aneinanderschließen, so dass beide Kinder zusammen hören können. Dadurch haben wir das Lautstärke-Problem nicht so sehr.
Da der Bookii über USB geladen wird, gibt es hier das Batteriefachproblem nicht.
Fürs Lernen haben wir die Bücher gar nicht gekauft, es sind Sachbücher, die wir sonst vorlesen würden, die die Kinder hören können, wenn bei uns Eltern die Zeit oder die Stimme fehlt. Manchmal kombinieren wir auch Vorlesen/Erklären und Zuhören. Und ganz ehrlich, unterwegs (Auto, Restaurant) sind die Dinger Gold wert.
Oliver
11. Mai 2020 at 15:12Mein Tip: als Ergänzung ausprobieren! Wir haben unserem 4-jährigen Sohn diverse Dino- und Piratenbücher vorgelesen, er spielt mit seinen Kita-Freund*innen Piraten, Dinos und vieles andere, wir bauen gemeinsam Piratenschiffe aus Pappe, Lego und Kapla-Steinen. Und jetzt hat er auch noch einen Tiptoi Stift und dazu passende Dino- und Piratenbücher. Wir haben sie mehrfach zusammen angekuckt, aber oft hat er auch gerade Lust dazu, in aller Ruhe alleine alles auszuprobieren (“Papa, alles gut! Geh jetzt raus!”). Und dann erklärt er uns irgendwann, was er da heimlich an seine Lego- und Kapla-Schiffe so alles angebaut hat: z.B. eine “Drehbasse”. Hatte ich noch nie gehört das Wort. “Was ist das denn?” frage ich ihn. “Eine kleine, drehbare Kanone” sagt er mir. Dann singt er mir das Lied “Fünfzehn Mann auf des toten Manns Kiste” vor. Den Text kannte ich aus “Die Schatzinsel” aber die Melodie nicht. Mein Sohn kennt sie. Aus dem Tiptoi Buch. – Ich glaube, ob das Kind emotional verarmt oder keine haptischen Erfahrungen macht, liegt nicht an Tiptoi. Auch ohne Tiptoi kann ein Kind problemlos einsam im Zimmer rumsitzen. Unser Sohn macht den Tiptoi Stift übrigens meist nach ca. 15-20min alleine wieder aus, spielt dann Piraten, rennt rum und schießt mit der neuen Drehbasse.
Judith
25. Mai 2022 at 16:59Vielen Dank für diese interessanten Kommentare zum tiptoi System, welches wir auch gerade mit Kind (6) testen. Was mir nicht gefällt an dem Ganzen ist der Schaden am Belohnungssystem. Unsere Kinder werden immer mehr auf extrinsisches Lernen programmiert. Ein Sticker hier, ein Lob da, das ist menschlich und ok. Aber mit dem sprechenden Stick sehe ich mein Kind ständig “Befehle” ausführen und dafür gibts dann das vorerst verbale Leckerli. Später im Leben sicher mit mehr visuellem Wumms, noch später mit Coins, oder eben likes. Mich erinnert das irgendwie an Candy Crush mit scheinheiligem Lerneffekt. Man gewöhnt Kinder total daran, mit Computern zu interagieren und vor allem zu RE-agieren. Ich frage mich, brauchen wir davon echt noch mehr, wo wir doch schon davon umzingelt sind. Ich gebe klassischem spielerischem Lernen (Montessorizahlen, mit Kkbd einkaufen usw) lieber den Vortritt.