Heute möchte ich euch wieder einmal ein Buch aus meinem Bücherregal vorstellen, anstatt aus dem der Kinder – und zwar „Verhaltensbiologie Hund – Praxisbuch: Wie Rasse, Geschlecht, Aussehen und Alter das Verhalten beeinflussen“*. Seit regelmäßig Pflegehunde mit ganz unterschiedlichem Charakter und aus unterschiedlichen Verhältnissen bei uns leben, verschlinge ich Bücher rund um den Hund geradezu. Ich möchte unsere Pflegehunde und ihr Verhalten besser verstehen und genau das verspricht dieses Buch. Ob es sein Versprechen hält und wie mir das Buch von PD Dr. Udo Gansloßer und Petra Krivy gefallen hat, erfährst du jetzt. Los geht’s!
Das Buch „Verhaltensbiologie Hund – Praxisbuch: Wie Rasse, Geschlecht, Aussehen und Alter das Verhalten beeinflussen“* befasst sich mit dem Verhalten unserer Hunde vor biologischem Hintergrund. Dabei geht es auf Alters-, Rasse- und Geschlechtsspezifische Unterschiede im Verhalten ein, z.B. warum zwickt ein Australian Shephard seine Familienmitglieder eher, als ein Samojede beispielsweise. Und ist dieses Verhalten wirklich ein Fehlverhalten des Hundes oder reagiert er nur im Rahmen seiner genetisch vorgegebenen Verhaltensmuster? Was hat also das Verhalten eines Hundes mit der Zucht einer bestimmten Rasse und seiner genetischen Prädisposition zu tun?
Das kann das Buch!
Diese Fragen werden nicht nur in den 40 Fallbeispielen (S. 43 – 260) behandelt, sondern auch in den Kapiteln davor und danach. Hier wird umfassend, verständlich – und sehr gut zusammengefasst – auf das Verhalten des Hundes eingegangen, z.B. Welche Motivation hat ein Hund, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen? Wie lernen Hunde? Wie kann ich ein Verhalten konditionieren? Welche Bedeutung hat Stress im Alltag mit Hund? Warum werden die Begriffe Trieb und Instinkt häufig missverstanden?
Sehr spannende Fragen, die hier in kurzen Kapiteln gut und verständlich beantwortet werden. Das Buch gibt Hundehaltern oder -trainern einen spannenden Einblick in die Welt der Hunde und zeigt uns, wie Rasse, Geschlecht, Lebensalter, die äußeren Umstände und sogar die Fellfarbe das Verhalten des Hundes beeinflussen können.
Das kann das Buch nicht!
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber trotzdem: Das Buch verspricht „Zahlreiche Fallbeispiele zeigen, wie man kritische Zeiten überbrückt und welche Trainingsmaßnahmen sinnvoll sind“ und hier muss ich eingestehen, dass ich mehr von diesem Buch erwartet habe. Es ist mit seinen 281 Seiten schon sehr umfangreich und trotzdem hätte ich mir noch mehr gewünscht. Ein Beispiel:
Als Pflegemama ging mir die Geschichte von Raja aus dem Süden besonders ans Herz. Ihr Schicksal hat mich sehr berührt und ist leider ein Beispiel für misslungenen Tierschutz. Gerade dieser Fall hat mich lange beschäftigt und ich hätte mir gewünscht, man wäre hier darauf eingegangen, was man hätte anders und besser machen können.
Doch gerade das sind auch die Grenzen eines Buches, denn ein Buch kann individuelles Hundetraining nicht ersetzen – das habe ich in den letzten sieben Monaten im Tierschutz gelernt. Auch wenn die Probleme dieselben zu schein seinen, kann es dafür sehr unterschiedliche Ursachen geben und es müssen ganz verschiedene Trainingsmaßnahmen angewendet werden. Würden die Autoren PD Dr. Udo Gansloßer und Petra Krivy hier spezielle Trainingstipps geben, die Leser dann auch (gut gemeint) anwenden, könnte damit mehr Schaden entstehen. Und in erster Linie verspricht das Buch „Verhaltensbiologie Hund – Praxisbuch: Wie Rasse, Geschlecht, Aussehen und Alter das Verhalten beeinflussen“*, dass wir unsere Hunde und die Gründe hinter den verschiedenen Verhaltensweisen verstehen lernen: Und dieses Versprechen hält das Buch definitiv!
Fazit zu „Verhaltensbiologie Hund – Das Praxisbuch“
Bevor ich zu meinem Fazit komme, hier wie immer noch einmal alle Daten zum Buch aus dem Kosmos Verlag (hier findest du eine Leseprobe) auf einen Blick:
„Verhaltensbiologie Hund – Praxisbuch: Wie Rasse, Geschlecht, Aussehen und Alter das Verhalten beeinflussen“*
von PD Dr. Udo Gansloßer und Petra Krivy
320 Seiten mit Bildern im Mittelteil des Buches
IBSN: 3440162893
Warum verhält sich ein Hund so? – das wird uns anhand eines Einblickes in die Hundezucht, in die Genetik des Hundes und des Wolfes und anhand von 40 Fallbeispielen erläutert. Dabei habe ich mich uns unsere Hündin auch immer mal in bestimmten Verhaltensweisen wieder erkannt und habe sie durch dieses Buch auch ein Stückchen besser verstehen gelernt.
Dennoch fehlt mir persönlich an der ein- oder anderen Stelle ein tiefergehender Blick, ein Wink in die richtige Richtung oder die eine- oder andere Trainingsmaßnahme. Im Beispiel von Barko wird beispielsweise erklärt, woher sein Verhalten kommt (er hat nach einem Kind geschnappt, dass sich zwischen ihn und dem Baby im Kinderwagen gedrängt hat) aber es wird kein Ausblick in das Training oder in die Lösungsmaßnahmen gegeben. Einzig der Satz „Vielmehr sind die Halter gefragt, diesem Hund eindeutig klar zu machen, dass sie selbst die genannten Vorgänge regelnd im Griff haben“ gibt uns einen kleinen Hinweis; jedoch wird nicht erklärt, wie die Halter weiter vorgehen.
Dennoch kann ich das Buch jedem Hundehalter ans Herz legen, der Hunde besser verstehen möchte. Die Praxisbeispiele geben einen Einblick in unterschiedlichste Verhaltensweisen von Hunden und bestimmt kommt auch dir beim Lesen der (auch sehr spannenden) Praxisbeispiele das eine- oder andere Ereignis und Verhalten bekannt vor: ob von der Hundewiese oder vom Hund deines Nachbarn. „Verhaltensbiologie Hund – Das Praxisbuch“* ist interessant, liest sich gut und bietet viele Informationen – mit dem einen oder anderen Manko!