Es wird wärmer und heute möchte ich mich ein wenig dem „Tragerucksack“, der Kraxe widmen. Wer kennt Sie nicht, die Kraxen von den namhaften Sportartikel – Herstellern wie Deuter oder Osprey. Sobald es auf die erste Bergtour zu Dritt gehen soll, liebäugeln viele Eltern mit einem dieser Tragegestelle fürs Baby und Ihr Gepäck. Doch ein kritischer Blick ist angebracht!
Die Alm ruft! Ab in die Kraxe?
Tragerucksäcke* erfreuen sich großer Beliebheit: man sieht sie oft – und die einfache Handhabung und der zusätzliche Stauraum für Windeln & Co. verleitet zum Kauf. Doch halten wir uns noch einmal die anatomischen Grundlagen unserer Kindervor Augen. Dazu zählen:
- Steg muss breit genug sein (Anhock-Spreiz-Haltung)
- Rücken optimal gestützt
- verstellbare Kopfstütze
- mehrere Tragepositionen möglich
- einfach in der Handhabung
Die Vor- und Nachteile der Kraxe
Wenn wir uns nun eine solche Kraxe, z.B die Deuter Kid Comfort* anschauen fällt uns eines gleich ins Auge: die Kinder hängen in dieser Kraxe – von einer Anhock-Spreiz-Haltung kann nicht die Rede sein sondern die Beine hängen eher nach unten, anstatt dass sie leicht schräg nach oben zeigen.
Außerdem ist das Kind in der Kraxe sehr aufrecht und kann sich nicht rund machen. Der obere Rücken und Kopf sind nicht gestützt während der restliche Körper durch Gurte und Riemen fest angeschnallt sind. So wird verhindert, dass der Körper des Babys umher schlackert doch eine angenehme, ergonomische Haltung ist nicht möglich, obwohl es gerade auf langen Wanderungen so wichtig wäre, dass unsere Kinder eine gesunde Haltung einnehmen können.
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Der einzige positive Punkt, der mir zur Kraxe einfällt, ist die Staumöglichkeit: Gerade Eltern, die ihr Kind im Tragetuch oder in einer Tragehilfe mit auf die Alm nehmen und die Gipfel der Dolomiten erkunden, fragen sich oft, wie sie nebst Baby und Trage noch das Gepäck mitnehmen sollen. Wer nicht alleine unterwegs ist, kann auf den Partner zurückgreifen – oder eine liebe Freundin – die in einem größeren Wanderrucksack alles unterbringt. Wer aber alleine mit Kind zum Wandern aufbricht, hat auch Alternativen: Ich greife bspw. sehr gerne zu einer Umhängetasche. Das muss auch keine Slingbag* sein – eine einfache Umhängetasche reicht aus, wenn sich auch die Slingbag* mit den breiten Träger auf die Dauer sehr viel bequemer trägt.
Wer weniger zu verstauen hat, kann auch richtig oldschool auf eine Bauchtasche* zurückgreifen.
Weitere Nachteile der Kraxe
Ein weiterer Nachteil der Kraxen ist die Entfernung zum Elternteil. Es sind zwischen Mama oder Papa und Kind kaum Interaktionen möglich. Außerdem fehlt der Körperkontakt, der vor allem an kühleren Tagen ganz wichtig ist. Aber auch im Sommer bei Hitze kann es in der Kraxe unter dem Dach leichter zu einem Hitzestau kommen oder das Kind kann starken Durst entwickeln. Es ist also im Winter wie im Sommer sinnvoll, das Baby so nah wie möglich am eigenen Körper zu tragen.
Dazu kommt: Die Kinder können sich in der Kraxe nicht bewegen. Es ist so, als wären wir auf einem Sessellift eingesperrt und könnten uns nicht bewegen. Wie lange wäre es uns bequem? Apropos bequem: Kraxen werden im Laufe einer Wanderung auch für die tragende Person oft unbequem. Das liegt an der sehr ungünstigen Lastenverteilung. Der Tragerucksack bzw. das Gewicht des Kindes befindet sich sehr weit hinten und über dem Kopf. Anders in der Tragehilfe: Da liegt das Baby oder Kind nahe am eigenen Körperschwerpunkt.
Gibt es Alternativen zur Kraxe?
Vielleicht konnte ich heute den ein- oder anderen zum Nachdenken anregen. Mittlerweile gibt es so viele schöne, empfehlenswerte Tragehilfen auf dem Markt. Da wird ganz bestimmt jedes Elternteil fündig! Egal ob nun eine Tragehilfe zum Binden, zum Schnallen oder ein Tuch: Wenn du unterschiedliche Tragesysteme näher kennenlernen möchtest, wende dich doch an eine Trageberaterin in deiner Nähe.
PS: Du hast jetzt Lust bekommen, mit deiner Familie und dem Nachwuchs eine Wanderung zu unternehmen? In der Kategorie WANDERTIPPS findest du eine Menge toller Wandertipps für Familien mit Kind.