Leben mit einem Herdenschutzhund, dass haben wir mit unserem letzten Pflegehund Denver erlebt. Er war ein ganz besonderer Hund und das nicht nur, weil er unser erster Rüde war. Dieser Hund war anders, sensibel, ein Spiegel meiner Seele, mit ganz einzigartigem Charakter. Und er hat zu einer ganz besonderen Zeit meines Lebens zu uns gefunden.
Heute möchte ich dir Denver einmal näher vorstellen, dir einen Einblick geben, was wir mit unseren Pflegehunden erleben („Danny“ wie wir ihn liebevoll nannten war schließlich schon unser siebter Pflegling) und wie wir die acht Wochen mit einem HSH erlebt haben.
Außerdem möchte ich dir einen kleinen Einblick in die Philosophie von Mirjam Cordt geben, die seit vielen Jahren mit HSH arbeitet, selbst Hundetrainerin ist – und darüber hinaus einen Verein für die Vermittlung von Herdenschutzhunden „Hilfe für Herdenschutzhunde e.V.“ gegründet hat. Denn: Diese sanften Riesen passen nicht in jeden Haushalt! Das musste ich bald erkennen.
Was für einen Herdenschutzhund wichtig ist, darauf werde ich in diesem Artikel noch näher eingehen. Also, lasst uns loslegen mit der Geschichte des kleinen Denver – und was wir mit ihm erlebt haben.
Inhaltsverzeichnis
Liebe auf den ersten Blick
Ein besonderer Pflegehund
Die Erkenntnis – Leben mit einem HSH
Wer ist Mirjam Cordt?
Der Herdenschutzhund als Familienhund?
Dieses Mal war alles anders!
Ein DNA Test für Hunde?
Der Alltag im Süden Italien
Was macht den HSH aus?
Der Herdenschutzhund in der Familie
Der Alltag als Pflegestelle
Liebe auf den ersten Blick
Wie du weißt, habe ich im Juli 2020 das Rifugio Oasi Argo in Kalabrien besucht. Und dort habe ich den jungen Rüden zum ersten Mal gesehen. Schon da ist er zwischen den anderen Maremmano-Welpen aufgefallen. Während die anderen Welpen alle neugierig zum Tor gelaufen kamen, um etwas Aufmerksamkeit zu bekommen, war er schüchtern und zurückhaltend.
Und während alle anderen Welpen schnell ein Zuhause gefunden haben, blieb Denver alleine zurück (Anm. Rüden haben es im Allgemeinen schwerer, eine Familie zu finden). Schon da hat mein Herz zu mir gesagt: Du kannst diesen armen Welpen hier nicht verkümmern lassen! Er war vorsichtig und zaghaft, ja fast scheu – und doch hat mich irgendetwas an ihm fasziniert.
Seit damals habe ich zwei Bücher über Herdenschutzhunde gelesen und einiges dazugelernt: Doch als ihn den jungen Rüden in mein Herz geschlossen habe, war mein Wissen über HSH noch nicht so groß. Wäre es anders gewesen, hätte ich ihn wohl rückblickend nicht in Pflege genommen (da wir nicht die passende Umgebung für einen HSH bieten können). Doch unwissend wie ich war, habe ich Denver im August zu uns geholt.
Danny war unser erster Rüde, zuvor haben wir nur Mädels bei uns aufgenommen. Die Umstände waren nicht gerade einfach, Susi war bei seiner Ankunft erst vor einer Woche kastriert worden und ich hatte einen weiteren Hund als Urlaubsgast bei uns, doch Denver ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Und so zog er am 2. August 2020 bei uns ein. Dieses Foto ist entstanden, als wir ihn aus dem Auto zu unserer Wohnungstür gebracht haben:
Nach seiner 1.216 km langen Reise – Erste schüchterne Blicke in die Wohnung
Ein besonderer Pflegehund – Unser erster Rüde
Ich konnte Denver nicht im Oasi Argo zurücklassen: So groß wie er war und so reserviert, war ich mir sicher, er würde kein Zuhause finden, wenn er dort noch älter werden würde. Wer würde einem so großen Hund ein Zuhause geben? – Diese Frage hat mich nicht nur wegen der Größe, sondern bald auch wegen seiner besonderen Rasse umgetrieben.
Der Alltag mit Denver sollte sich von Anfang an schwieriger gestalten, als wir es gewohnt waren. Seit meinem Besuch im Rifugio war er etwa um das Doppelte gewachsen – damit hatte ich wirklich nicht gerechnet: 25 kg!! brachte er auf die Waage und ich muss zugeben, das war erstmal ein Schock. Schließlich leben wir auf 30qm und zum Pippi machen mussten wir den Rüden drei ganze Stockwerke hoch in den Garten tragen.
Für mich war das nicht machbar – und so musste mein Mann das übernehmen. Vor ihm hat sich der junge Rüde aber bis zu seiner Abreise gefürchtet, was die ganze Sache nicht gerade einfach gemacht hat. Es muss wohl ein Mann gewesen sein, der den Rüden, eingepackt in einem Sack, über den Zaun einer Volontärin in Kalabrien geworfen hat.
Im Garten hat sich Danny von Anfang an wohl gefühlt, war aber zu Anfang auch mir gegenüber ängstlich. Aber das ist nach einer so lange Reise verständlich und damit kannst du zunächst rechnen, wenn du einen Hund bei dir aufnimmst – egal ob aus dem Tierschutz oder aus privater Hand.
Denver hatte trotz seines jungen Alters schon viel erlebt. Im Haus und in der Wohnung zu sein kannte er nicht und es war ihm nicht geheuer. So hat sich der zaghafte Rüde vier ganze Tage lang nicht aus der Dusche raus getraut, die er für sich als sicheren Rückszugsort entdeckt hat.
Der Alltag war also gar nicht so einfach, aber mit viel Liebe und Geduld hat sich der vorsichtige Rüde langsam angenähert. Ich habe die meiste Zeit des Tages alleine mit ihm im Garten verbracht und dort gelesen und gewartet: Erst hat er mich aus der Ferne beobachtet, versteckt hinter den Bäumen oder dem Spielhaus der Mädels. Doch irgendwann kam er auch zum Schnüffeln auf mich zu.
Nach einigen Tagen hat er sich langsam angenähert und schließlich Vertrauen gefasst. Das war ein wunderbarer Moment! Ich war zu diesem Zeitpunkt verletzlich und er auch. Zwei verlorene Seelen, die sich gesucht und gefunden haben! Und so haben wir Freundschaft geschlossen, Danny und ich.
Wir beide haben einen besonderen Draht zueinander gefunden, so wie ich es von den sechs Pflegehündinnen zuvor nicht kannte. Wir waren auf einer Herzensebene! Ob es daran lag, dass er unser erster Rüde war oder an seinem besonderen, sensiblen und irgendwie zerbrechlichen und gleichzeitig starken Charakter, kann ich bis heute nicht beantworten.
Wie gesagt, Denver fühlte sich von Anfang an im Garten sehr wohl. Bis er sich auch im Haus langsam bewegt hat, dass hat noch einige Zeit gedauert. Doch mit dem Vertrauen, dass er zu mir gefasst hat, ist ihm auch dieser Schritt gelungen. Als Pflegemama habe ich die Verantwortung dafür, den Hund auf sein späteres Leben in einer Familie vorzubereiten.
Als Pflegestelle zeigst du dem Hund, wie das Leben in einer Wohnung und in einer Familie funktioniert, welche Regeln es gibt, welche Geräusche (Staubsauger, Föhn usw.) es dort gibt, dass Treppen existieren, dass Stühle auch rollen können und noch einiges mehr. Darüber solltest du dir im Klaren sein, wenn du darüber nachdenkst, einen Pflegehund bei dir aufzunehmen. Aber auch, wenn du einen Hund adoptieren möchtest.
Irgendwann hat Denver dann im Garten auch Vertrauen zu den Kindern gefasst. Und sie haben ihn auch, ohne es bewusst zu wollen, dabei unterstützt, Fuß zu fassen. Mit ihrer Unbeschwertheit haben sie Danny mitgerissen und er ist ihnen freudig gefolgt, auch auf Spaziergänge außerhalb des Hauses, die wir gegen Ende der zweiten gemeinsamen Woche gewagt haben.
Als die Spaziergänge möglich wurden, hat das dem schwimmfreudigen Rüden eine neue Welt eröffnet. Anfangs war er in der Stadt mit ihren schmalen Gassen und vielen Menschen noch ängstlich, doch das hat sich sehr bald gelegt weil er verstanden hat: Wenn wir da raus gehen, dann geht es zum Bach und dort darf ich schwimmen. Er liebt das Wasser und schwimmt wie ein Weltmeister. Das kühle Nass hat ihm auch Erleichterung bei der Hitze verschafft.
Seiner Rasse entsprechend (wir haben übrigens auch bald einen DNA Test veranlasst, aber dazu gibt es noch einen eigenen Artikel) hat Danny sehr viel Fell und die Hitze machte ihm ganz schön zu schaffen. Er liebte also unsere Ausflüge an den Bach und hat dort immer viel Neues kennengelernt: Enten, fremde Kinder, andere Hunde, fliegende Handtücher und einiges mehr.
Wie viel Fremdes es in unserem ganz normalen Alltag für einen Hund zu entdecken gibt, dass wird einem erst klar, wenn man das einmal mit einem Hund miterlebt hat.
Dinge, die für uns selbstverständlich sind wie knackende Wasserflaschen, Handtücher, die man mal eben ausschüttelt und so einiges mehr können einem Hund, der diese Dinge in seiner frühen Sozialisierungsphase nie gesehen hat, ganz schön erschrecken und auch Angst machen.
Die Erkenntnis – Leben mit einem HSH
Irgendwann hat Denver begonnen, die Grenzen unseres Garten abzulaufen. Das ist wohl typisch Herdenschutzhund und da wurde mir langsam klar, dass ich es hier mit einem besonderen Hund zu tun habe, den ich nicht in jede Familie vermitteln kann. Sie sollte am besten schon Erfahrung mit dieser Rasse haben oder aber bereits sein, sich einzulesen.
Übrigens zogen mit dieser Erkenntnis auch gleich zwei Bücher rund um HSH bei mir ein: „Herdenschutzhunde: Geschichte, Rassen, Haltung, Ausbildung: Geschichte, Rassen, Haltung, Erziehung“* von Petra Krivy aus dem Kosmos Verlag und – etwas günstiger aber nicht weniger wertvoll – „HSH – Hirtenhunde / Herdenschutzhunde: Die verkannten Wesen“* von Mirjam Cordt.
Letzteres wurde mir von meiner Hundetrainerin des Vertrauens, die selbst einen Herdenschutzhund-Mischling bei sich wohnen hat, empfohlen. Und ich muss sagen, seitdem bin ich begeistert von Mirjam Cordt. Nicht nur was ihre Expertise über die HSH angeht, sondern ihr Umgang mit Hunden, welcher stets auf Beziehungsebene, sehr respektvoll und artgerecht vonstatten geht. Erziehen ohne Gewalt sozusagen, dafür mit viel Liebe und Nähe.
Wer ist Mirjam Cordt?
Mirjam Cordt arbeitet seit 1997 mit Herdenschutzhunden und räumt in ihrem Buch, wie auch in ihrem Online-Kurs „Du und Dein Herdenschutzhund-glücklich miteinander verbunden“* mit vielen Vorteilen auf, z.B. das ein HSH nur in einer Herde von Schafen glücklich sein kann. Wenn du einem dieser Riesen ein Zuhause schenken möchtest, kann ich dir ihre Bücher* sehr empfehlen.
Der Herdenschutzhund als Familienhund?
In ihrer kostenlosen Videoreihe rund um den Herdenschutzhund sagt Mirjam Cordt: „Der Herdenschutzhund braucht keine Herde, wer das glaubt, der denkt auch, dass der Zitronenfalter Zitronen faltet.“ Deshalb bevorzugt sie auch die Abkürzung HSH, welches in ihren Augen nicht für Herdenschutzhund steht, sondern für Hirtenhunde mit primärer Schutzfunktion und sekundär Herdengebrauchshundqualitäten.
Mit dieser Abkürzung wird der HSH nicht nur auf seine Schutzeigenschaften und auf das Leben in der Herde reduziert. Ein HSH ist wie andere Hunde auch in erster Linie einmal Hund – und braucht deshalb einen sicheren sozialen Bindungspartner. Das kann auch in einer Familie sein, sofern die anderen Voraussetzungen, die man mitbringen sollte (s. unten), gegeben sind.
Ich habe so viel über Herdenschutzhunde gelernt
Zwischenzeitlich habe ich einiges gelernt, was man über Herdenschutzhund wissen muss. Die Zeit mit Danny war schon irgendwie besonders und rückblickend weiß ich, dass so alles genau richtig gelaufen ist. Aber als ich damals plötzlich drei Wochen ins Krankenhaus musste, war das gar nicht so lustig.
Ich habe ja bereits in einem Beitrag erzählt, dass ich nach meinem Besuch im Oasi Argo sehr mit mir ins Hadern gekommen bin. Hat das was ich mache einen Sinn? Und dann kam Danny in unser Leben und hat mir gezeigt, was wirklich wichtig ist! Auf seine sehr sensible und besondere Art hat er mich gespiegelt und mir Dinge aufgezeigt, an die ich bis dato nicht gedacht habe.
Und Denver sei Dank habe ich auch ganz liebe Tierschützer kennengelernt. Sie hat sich auf die Vermittlung von Herdenschutzhunden spezialisiert. Von ihnen durfte ich so viel lernen und sie waren mir bei der Vermittlung unseres sanften Riesenbabys behilflich, zusammen mit dem Verein „Cani maremmani – Pro italienische Herdenschutzhunde“ von Michaela Gemüth. Dafür möchte ich an dieser Stelle noch einmal ein riesiges DANKESCHÖN aussprechen!
Dieses Mal war alles anders!
Ja, dieses Mal lief alles so ganz anders als bei den anderen sechs Hunden, wie wir zuvor vermittelt hatten: Tracy, Elly, Dharma, Moka, Macchia und Diana. Nicht nur, dass sie alles Mädels waren, nein, ich war auch bei der Vermittlung recht auf mich alleine gestellt und war auch ständig für sie da. Denver hingegen war drei Wochen mit meinem Mann, vor dem er sich ständig versteckt hat, alleine Zuhause, weil ich im Krankenhaus war.
Es war eine aufregende Zeit. Sie hat sehr an meinen Kräften gezerrt und auch meinen Mann vor neue Herausforderungen gestellt. Was ich mir damals anders gewünscht hätte, daran bin ich rückblickend aber sehr gewachsen. Ich habe eine andere Sichtweise auf bestimmte Dinge bekommen – und durfte gleichzeitig so viel über eine für mich neue Hunderasse lernen.
Ein DNA Test für Hunde?
Und damit möchte ich auch weg von meiner Geschichte kommen, hin zu den Besonderheiten des Herdenschutzhundes. Denver trägt nämlich, das hat sich beim DNA-Test gezeigt, ganz schön viel Herdenschutzblut in sich: 37,5% Maremmen-Abruzzen-Schäferhund, 25% Patou also Pyrenäenberghund und der Rest ein Mix aus verschiedenen Rassen.
Der Alltag im Süden Italiens
Ein Elternteil von Danny war den Rassen Maremmano und Patou eindeutig zuzuordnen, während das zweite Elternteil ein Mischling war. Hier hat also wohl wieder einmal ein freilaufender Streuner eine Hündin eines Schäfers gedeckt. Das kommt leider im Süden immer wieder vor, da die Besitzer ihre Hündinnen nicht kastrieren lassen. Und die Welpen werden dann, so wie Danny, einfach weggeworfen.
Mehr über den Alltag und die Situation in Süditalien erfährst du in unserem Beitrag „Ein Blick auf den Tierschutz in Italien“.
Was macht den HSH aus?
Kommen wir endlich zur Frage, was den HSH ausmacht und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit er in eine Familie passt. Hier habe ich dir wichtigsten Punkte zusammengefasst:
- Herdenschutzhunde sind keine Monster, wie sie manchmal von den Medien dargestellt werden
- Ja, HSH sind reserviert und Fremden gegenüber erstmal skeptisch, dass bedeutet aber nicht, dass sie gleich jeden Menschen, der in ihr Revier eindringt, fressen wollen
- Herdenschutzhunde denken selbstständig, das haben sie mit vielen nordischen Rassen wie dem Samojeden, Alaskan Malamute oder dem Husky (VCI Gruppe 5: Spitze und Hunde vom Urtyp) gemein
- Der Begriff „Schutzhund“ ist in keiner Weise mit der gleichlautenden Betitelung aus dem Hunde-Schutzdienst der Gebrauchshunderassen gleichzusetzen
- Jeder Hund ist ein Individuum und sein Verhalten wird von vielen Faktoren beeinflusst, nicht nur von seiner Genetik oder möglichen Veranlagung
- HSH haben eine Vorliebe für Ruheplätze mit guter Rundum-Sicht, diese solltest du deinem HSH zur Verfügung stellen können. Ein Haus mit Garten ist also Pflicht!
- Dein Grundstück sollte eingezäunt sein (das Territorium reicht, soweit das Auge – oder eben der Zaun – reicht) und mindestens eine Höhe von 1,60m – 1,80m haben
- Herdenschutzhunde gehen mit ihren Bindungspartnern eine sehr tiefe und enge Bindung ein
- Du kannst dich auf territoriales Gebahren mit Bellfreudigkeit einstellen, das heißt der HSH eignet sich nicht wirklich für das Leben in einem Kondominium. Er wird dir mit Bellen anzeigen, wenn jemand im Hausflur rumbummelt und das kann zu Unfrieden im Mehrparteienhaus führen.
- Ein HSH ist sehr genügsam, was seine Ernährung (bitte auf keinen Fall zu viel Fleisch füttern, also ein zu hoher Anteil an tierischem Protein) und die Bewegung angeht
- Herdenschutzhunde sind sehr sensibel und feinfühlig ihren Menschen gegenüber. Sie erfassen Emotionen ganz genau!
- Der Herdenschutzhund hat eine lange Entwicklungs- und Reifezeit und ist erst etwa mit 3-4 Jahren Erwachsen. Deshalb sollte er auf keinen Fall zu früh kastriert werden.
- Eine Zwingerhaltung wird dem Bedürfnis nach sozialen Kontakten nicht gerecht!! Seelische Verkümmerung und Verhaltensauffälligkeiten sind hier zwangsläufig die Folge
- Der HSH profitiert von einem klar definierten, intakten Rudelgefüge, dass bedeutet aber nicht, dass du ein harter Rudelführer sein musst mit entsprechender Aggressivität und Härte, sondern dass der Herdenschutzhund Teil deiner Familie ist und seine Stellung in der Gruppe kennt
- Der Herdenschutzhund braucht liebevolle, souveräne und konsequente Führung. Das bedeutet Vertrauen und Sicherheit – und hat nichts mit Dominanz zu tun!
- Viele und vor allem fremde Kinder stellen mit ihren lauten und actionreichen Spielen und der Hektik nicht nur für den HSH ein große Herausforderung dar
- Egal welcher Hund: Kleinkind und Hund sollten nie alleine gelassen werden! Mehr zu diesem Thema findest du in unseren zahlreichen Artikeln zum Thema Kind und Hund
Der Herdenschutzhund in der Familie
Weitere spannende Informationen bekommst du im Kurs zum Herdenschutzhund von Mirjam Cordt*. Sie hat beispielsweise ein ganzes Kapitel nur der richtigen Ernährung des HSH gewidmet und du bekommst über 6 Stunden Videomaterial. Der Kurs ist wirklich der Knaller!
Außerdem bekommst du beim Kauf den beliebten Kurs „Ich halte Dich – wecke den Optimisten in Deinem Hund“*, den ich ja unglaublich spannend finde, kostenlos mit dazu! Gerade seit ich mich viel mit Persönlichkeitsentwicklung und meinem eigenen Mindset beschäftige, welches auch auf den Hund große Auswirkungen hat, finde ich das Input aus der Schulung nochmal doppelt so spannend. Und glaub mir, der Preis ist ein Witz für das, was du da an Wissen bekommst. Und insgesamt fast 10 Stunden an Videomaterial von einer Frau, die seit über 20 Jahren Herdenschutzhund-Erfahrung hat. Mega! Ich glaube, man merkt mir meine Begeisterung an.
Was haben wir mit unserem Herdenschutzhund unternommen?
Du siehst, es gibt einige Dinge zu beachten, wenn du einen Herdenschutzhund in deiner Familie aufnehmen möchtest und ich bin sehr froh, dass eine sehr erfahrene Vermittlerin die künftige Familie besucht – und sie über alles wichtige aufgeklärt hat.
Der Alltag als Pflegestelle
Wir haben indes unseren Teil dazu beigetragen, dass Danny einen möglichst guten Start in sein neues Leben haben kann und haben ihm die Welt gezeigt – und das Meer.
Denver war bei seiner Ankunft bei uns etwa 4-5 Monate alt (bei einem Tierschutzhund ist es ja immer nur eine Schätzung). Die wichtige Sozialisierungsphase geht etwa bis zur 20. Lebenswoche. Da der Herdenschutzhund aber ein Spätentwickler ist haben wir die Zeit genutzt, um Denver an viele unterschiedliche Dinge zu gewöhnen.
So viele neue Dinge kennenlernen!
So haben ich mit dem noch jungen Rüden eine Baustellen besucht, die Stadtbibliothek (mit einer offenen Treppe), die Naherholungszone unserer kleinen Stadt mit ihren vielen unterschiedlichen Besuchern, den Wald, die nächstgelegene Stadt, den Bahnhof…. alles was eben zum Leben dazu gehört.
Ich bin mit Denver zu meinem Vater spaziert, der gerade Besuch von Bauarbeitern hatte, die sein Garagentor aus der Wand gerissen und ein neues montiert haben. Wir sind zum Bach, auf den Spielplatz, in den Tierpark mit Ziegen, Rehen, Stieren, Pferden und vieles mehr.
Wir sind nach meinem Krankenhausaufenthalt sogar ans Meer gefahren (Gewöhnung ans Autofahren), wo wir Tretboot gefahren sind und viele neue Menschen und fremde Hunde kennengelernt haben.
Wir haben Zuhause Besuchern eingeladen und ich habe Danny immer wieder an ganz unterschiedlichen Stellen seines Körpers angefasst, z.B. an seine Hinterläufe, um die Krallen zu kürzen. Wenn du das mit deinem Hund machst, solltest du schon sein Vertrauen gewonnen haben, sonst kann das auch schief gehen.
Tierarzt-Training
Diese Art des „Trainings“ ist mir besonders wichtig, um gerade die Hunde aus dem Tierschutz, die ungewisse Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, an den Besuch beim Tierarzt vorzubereiten. Schließlich haben wir Danny auch gegen Tollwut impfen lassen – und da sollte er das Handling schon kennen. Die – nennen wir es mal – Arbeit als Pflegestelle ist also nicht nur ein laxes Mal-eben-einen-Hund-vorübergehend-bei-sich-aufnehmen. Klar, jeder handhabt das etwas anders, aber ich habe da schon auch gewisse Ansprüche an mich selbst.
Ein anderer Mag das vielleicht anders sehen und nimmt die ganze Sache lässiger. Da läuft ein Pflegehund nebenbei. Doch mir ist es wichtig, dem Hund ein gutes Fundament mitzugeben. Bettina Kalmbach hat es einmal in einem Satz gut getroffen:
„Pflegestelle werden ist nicht schwer, Pflegestelle SEIN dagegen sehr!“
Bettina Kalmbach
Jetzt habe ich aber schon so viel über Herdenschutzhunde und unsere Arbeit als Pflegestelle geschrieben, ich glaube, so langsam sollte ich zum Ende kommen.
Denver hat sich in den acht Wochen, die er bei uns war, sehr gut eingelebt. Er hat mit unserer Hündin viel Spaß gehabt, hat mit den Mädels gespielt und gekuschelt und hat sich am Ende der Zeit bei uns sogar auf die Couch getraut. Das war noch einmal ein großer Schritt für ihn und man hat gemerkt: Er ist angekommen! – Und bereit für ein Leben in seiner Familie!
Die Familie haben wir außerhalb unserer vier Mauern getroffen. Wir haben gemeinsam einen Spaziergang unternommen und Denver ist sogar schon an der Leine mit seinen Menschen mitgelaufen. Es war so schön zu sehen, was aus dem ängstlichen Hund in unserer Dusche in den zwei Monaten geworden ist. Ein kleines Päckchen Hund, dass wir vorsichtig auspacken durften und schauen, was drinnen steckt.
Schließlich ist Danny am 25.09. bei uns ausgezogen und fehlt uns sehr. Er hat sich wirklich zu einem großen Kuschelbären entwickelt! Doch mit seiner Familie hatte er, wie unsere anderen Pfleglinge auch, riesengroßes Glück. Ich sage immer: Wenn die Familie ihren Hund nicht mehr liebt, als ich unsere Pfleglinge liebe, dann darf er nicht ausziehen. Und so hat Denver seine perfekten Menschen gefunden und wohnt an einem wunderbaren See. Was gibt es schöneres für so eine Wasserratte?