Dieser Betrag war eigentlich schon vor zwei Wochen geplant, aber wie ich schon im Jahresrückblick geschrieben habe: Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt. Aber trotzdem möchte ich dir heute, wenn auch später als beabsichtigt, eine Geschichte erzählen.
Ich weiß gar nicht mehr so genau, wo ich zum ersten Mal von dieser Legende gehört habe. Doch sie hat mich berührt, zum Nachdenken gebracht und ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Und heute möchte ich diese indianische Weisheit von zwei Wölfen mit dir teilen. Los gehts!
Die zwei Wölfe
Eines Abends saß ein alter Indianer mit seinem Sohn am Lagerfeuer. Es war dunkel geworden. Die Bäume um sie herum warfen schaurige Schatten und das Feuer knackte und knisterte, während die Flammen in den Himmel züngelten. Der Indianer schaute nachdenklich in die Flammen.
„Das Flammenlicht und die Dunkelheit, sind wie die zwei Wölfe, die in unseren Herzen wohnen.“
Fragend schaute ihn sein Sohn an. Nach einer Zeit des Schweigens begann der Indianer seinem Sohn eine Geschichte zu erzählen.
Er sagte: „In unseren Herzen tobt ein immer währender Kampf zwischen zwei Wölfen.
Der eine, der Schwarze Wolf ist böse. Er ist der Zorn, der Neid, die Eifersucht, Feindschaft und Groll, die Sorgen, der Schmerz, die Gier, die Arroganz, das Selbstmitleid, die Schuld, die Vorurteile, die Minderwertigkeitsgefühle, die Lügen, der falsche Stolz, der Neid, die Gier, die Überheblichkeit, der Egoismus und die Missgunst. Er kämpft mit Lüge, Angst, Ärger, Wut, Zorn, Sorgen, Unterdrückung und Hass. Er ist rachsüchtig, aggressiv und grausam.
Der andere, der weiße Wolf, verkörpert alles was gut in uns ist. Der weiße Wolf lebt von Gerechtigkeit und Frieden. Er ist die Freude, die Liebe, die Hoffnung, die Heiterkeit, die Freundlichkeit, die Demut, die Güte, das Mitgefühl, die Aufrichtigkeit, das Wohlwollen, der Glaube und all das Lichte in uns. Er kämpft mit Vertrauen, Offenheit, Zuneigung, Verständnis, Rücksicht, Großzügigkeit, Dankbarkeit und Aufrichtigkeit. Dieser Wolf ist liebevoll, sanft und mitfühlend.“
Der Sohn schaute nachdenklich in die Flammen des lodernden Feuers. Er dachte über die Worte seines Vaters nach. Nach einer Weile frage er: „Sag Vater, welcher der Wölfe gewinnt den Kampf?“
Der alte Cherokee sah ihn eindringlich an und antwortete: „Der, den du fütterst!“
Nach einer Pause erklärte der Großvater weiter: „Nur bedenke, wenn du nur den weißen Wolf fütterst, wird der schwarze hinter jeder Ecke lauern, auf dich warten und wenn du abgelenkt oder schwach bist, wird er auf dich zuspringen, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, die er braucht. Wenn du versuchst, den schwarzen Wolf einfach zu ignorieren“, fuhr der Großvater fort, „so wird er wild und hungrig und hinterlistig werden. Je weniger Aufmerksamkeit er bekommt, umso stärker wird er den weißen Wolf bekämpfen.
Hörst du ihm aber zu und beachtest ihn – mehr ist meist gar nicht nötig – dann ist er glücklich. Rede mit ihm, dann wird der schwarze Wolf ruhig und wir dir seine guten Eigenschaften zeigen.
Das ist die große Herausforderung eines jeden von uns – das innere Gleichgewicht herzustellen.
Denn der schwarze Wolf hat auch wertvolle Qualitäten. Dazu gehören Beharrlichkeit, Mut, Furchtlosigkeit, Willensstärke und großes intuitives Gespür. Aspekte, die Du brauchst in Zeiten, wo der weiße Wolf nicht weiter weiß; denn auch er hat seine Schwächen.
Der weiße Wolf braucht den schwarzen Wolf an seiner Seite. Beide gehören zusammen. Fütterst du nur einen, verhungert der andere und wird unkontrollierbar. Wenn du beide fütterst und pflegst wird es ihnen gut tun und ein Teil von etwas Größerem, das in Harmonie wachsen kann.
Füttere beide und du musst deine Aufmerksamkeit nicht auf den inneren Kampf verwenden müssen. Und wenn es keinen inneren Kampf gibt, kann man die innere Stimme, der alles wissenden Führer hören, die dir in jeder Situation den richtigen Weg deutet.
Frieden, mein Sohn, ist die Mission der Cherokee, ist das Leben. Ein Mann, der den schwarzen und weißen Wolf in Frieden in sich hat, der hat alles. Ein Mann, der in seinen inneren Krieg gezogen wird, der hat nichts. Dein Leben wird davon bestimmt, wie du mit deinen gegnerischen Kräften umgehst. Lass nicht den einen oder anderen verhungern, füttere sie beide und beide gewinnen.“
Die Bedeutung für mich
Diese Geschichte von den zwei Wölfen erzählt unsere Lebensgeschichte. Wir alle tragen zwei Seiten in uns und es liegt an uns, welche unserer Ausrichtungen wir in die Welt tragen wollen und wie sie uns wiederum begegnet.
Wir alle spüren positive und negative Gefühle und wenn wir ein glückliches Leben führen wollen (und das ist schließlich das Thema dieses Blogs), dann müssen wir lernen, dass alle diese Gefühle nebeneinander existieren dürfen.
Diese Lektion habe ich 2020 neben vielen anderen lernen dürfen. Negative Gefühle sind auch manchmal da und wir sollten ihnen lauschen und hören, was sie uns sagen möchten. Wir können Gefühle wie Trauer und Ärger nicht ständig wegdrücken und uns ablenken mit Social Media und Netflix. Das wirkt sich langfristig auf unsere psychische Gesundheit (siehe auch Mental health) aus.
Und gleichzeitig steht für mich der schwarze Wolf auch für die schlechten und schlimmen Dinge, die uns allen manchmal im Leben passieren. Wollen wir diese Dinge wie einen bösen Wolf wahrnehmen oder hat diese Situation, wie der schwarze Wolf, vielleicht auch etwas Gutes an sich. Und wenn es noch so klein ist.
Die Geschichte zeigt, dass es in unserem Leben eine Dualität gibt. Wir Menschen tendieren dazu, all‘ das Negative aus unserem Leben verbannen wollen. Wir vergessen jedoch, dass das scheinbar Schlechte auch positive Seiten haben kann.
Und letztendlich liegt es auch an uns, welche Gefühle wir in unser Leben einladen und pflegen möchten: Freude, zum Beispiel durch neue Erlebnisse und Freundschaften (siehe auch Bucket-List)? Gelassenheit durch Meditation zum Beispiel oder Dankbarkeit durch ein Dankbarkeitsjournal.
Es liegt an uns, worauf wir unseren Fokus legen möchten. Lege ich ihn nur auf das Negative und verliere mich in negativen Gefühlen, die damit immer stärker werden (wie der schwarze Wolf, wenn wir ihn füttern) und die uns nur runterziehen? Oder möchte ich nach dem Positiven Ausschau halten, dass mir jeden Tag begegnet? Ohne die andere Seite zu verleugnen.
Deshalb lade ich dich ein, dir gute Gewohnheiten zu schaffen. Input dafür bekommst du in unseren Beiträgen „Neues Jahr – neue (Morgen-) Routine“ und „Ideen für deine Abendroutine“. Damit, z.B. mit unserem Glücksjournal oder einem 6-Minuten-Tagebuch*, kannst du deinen Blick für die erfreulichen Dinge schärfen und sie in den Mittelpunkt rücken.
Wir würden uns über einen Austausch mit dir freuen! Lass uns doch in den Kommentaren wissen, ob du die Geschichte schon kanntest. Welche Bedeutung hat sie für dich?
Titelbild: Milo Weiler on Unsplash