Finanz- und Budgetplanung klingt erstmal unglaublich langweilig; ist aber unglaublich wichtig.
Ich habe das Thema Finanzen in den letzten 10 Jahren nicht so ernst genommen, wie ich es hätte sollen. Damals waren mein Mann und ich (ja, wir feiern heuer schon den 11. Hochzeitstag) beide voll erwerbstätig und wir hatten noch keine Kinder.
Das wäre eigentlich der perfekte Zeitpunkt gewesen, zu sparen und vorzusorgen. Wäre! Aber ich war jung, gerade einmal Anfang 20 und nicht so reflektiert wie heute. Minimalismus und Achtsamkeit waren kein Begriff für mich. Achtsamer Konsum ein Fremdwort! Lieber habe ich regelmäßig neue Kleidung und Kosmetik geshoppt, wir sind gerne ausgegangen oder mit Freunden zum Essen. Und so eine Hochzeit kostet auch jede Menge Geld.
Familiengründung
Dann sind wir in eine größere Wohnung gezogen mit knapp 900 € Miete, haben Haustiere und zwei Kinder bekommen und ich habe meinen Beruf erst einmal an den Nagel gehängt. Typisch Frau! – obwohl ich damals in meinem Job eigentlich das höhere Einkommen hatte, als mein Mann.
Aber welcher Mann gibt schon seinen Beruf auf, um bei den Kindern zu bleiben? Schließlich habe ich damals noch gestillt – und Elternzeit für Männer war eine Seltenheit.
Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich vielleicht doch mit 19, als ich ins Arbeitsleben eingestiegen bin, einen Zusatzrentenfond hätte abschließen und einen Sparplan hätte machen sollen. Aber mit Finanzen und meiner Rente habe ich mich damals natürlich nicht groß beschäftigt.
Und schließlich hatten auch wir den Traum vom Eigenheim der immer noch in so vielen (Südtiroler) Köpfen steckt. Dass das nicht immer eine gute Idee ist, darüber werde ich euch ein andermal etwas erzählen. Zusatzrentenfond gab es also nicht und Erspartes auch nicht. Dazu die monatlichen Miete, Anschaffungen für das Kinderzimmer und schnell war klar:
Ich hätte früher an Vorsorge und Sparen denken und etwas für unsichere Zeiten beiseitelegen sollen. Und auch wenn es mit Ende 20 dafür noch nicht zu spät war, war es uns in den letzten Jahren nicht möglich, etwas zu sparen. Das lag sicher zum einen daran, dass ich mir dafür keinen richtigen Plan gemacht habe, sondern nur unregelmäßig mal Geld zurückgelegt habe. Zum anderen aber auch daran, dass wir lange Zeit auf jeden Cent schauen mussten, den wir ausgeben. Und das wenige Ersparte, dass wir hatten, ging immer für irgendetwas Unvorhergesehenes drauf: für eine Zahnspange, für die Mietkaution und die Wohnungseinrichtung und dann hatte auch noch das Auto einen Schaden.
Sparen für jedes Budget
Einen Zusatzrentenfond habe ich übrigens immer noch nicht, denn auch dafür habe ich regelmäßig eine Ausrede gefunden, um mich nicht damit beschäftigen zu müssen. „Ach, wenn wir eh demnächst bauen möchten, dann brauche ich das Geld aus der Abfertigung. Und wenn ich es in einen Zusatzrentenfond gebe, dann kann ich es frühestens in 8 Jahren auch wieder dort rausholen. Zu spät!“, so dachte ich die ganzen Jahre über. In der Zwischenzeit wären die 8 Jahre auch schon vorüber und doch ich nehme das ganze immer wieder als neue Ausrede. Bis jetzt!
Mein Plan für 2022: Endlich mal die Finanzen in den Griff kriegen! Dazu will ich mich über Zusatzrentenfonds informieren, Sparpläne anschauen und mich einlesen in die ganze Thematik. Denn für uns Eltern ist es nicht immer ganz einfach, Sparpläne über mehrere Jahre abzuschließen. Zumindest bei uns! Wenn das Geld mindestens 3, 5 oder 10 Jahre irgendwo liegen bleiben muss, verspricht das zwar mehr Zinsen, doch leider ist das Geld dann auch erstmal „weg“. Das kann schwierig sein, denn mit Kindern gibt es immer wieder unvorhergesehene Ausgaben, wie letztens die Zahnspange unserer kleinen Maus.
Finanzen: Sparen für Eltern
Was ist also der richtige Sparplan für Eltern? Ein Mix aus lang- und kurzfristigen Anlagen? Aktienfonds? Sparbriefe? ETFs? Das gute alte Sparbuch? Allen diesen Fragen möchte ich in den kommenden Beitrag nachgehen und mit Experten sprechen. Aber zu allererst muss ich mir einen Überblick darüber verschaffen, ob überhaupt- und wie viel Geld wir monatlich sparen könnten. Irgendwo müssen wir ja mal anfangen!
Und um uns einen Überblick zu verschaffen, führen wir nun ein Haushaltsbuch. Ich habe das viele Jahre lang für mich selbst geführt, weil ich das schon von meiner Mama so gelernt habe. Doch mein Mann war leider nie dafür zu begeistern und so war es mir oft einfach nicht möglich nachzuverfolgen, wo und wofür er unser Geld ausgegeben hat. Er ist nämlich derjenige in unserem Haushalt, der tankt, mittags auswärts essen geht, aber auch die Lebensmitteleinkäufe macht.
Ich kümmere mich hingegen um die fixen Ausgaben wie Miete, Strom, Müll und Wassergebühren und die Versicherungen. Auch die eingehenden Rechnungen überweise ich; und zwar von unserem gemeinsames Haushaltskonto. Wir haben ein gemeinsames Familienkonto, aber ich weiß, viele Familien entscheiden sich auf für ein Zwei-, Drei-, oder Mehrkonten-Modell.
Ein-, Zwei- oder Drei-Konten Modell
Für mich ist es einfacher und bequemer, ein gemeinsames Konto zu führen. Schließlich haben wir damit weniger Aufwand und weniger Spesen. Ich kann mich online in ein einziges Konto einloggen und sehe alle Familien-Einnahmen und Ausgaben auf einen Blick.
Ich kann aber auch verstehen, wenn sich Frauen und Familien für ein anderes Modell entscheiden; gerade wenn sie sparen möchten. Aus diesem Grund werde ich andere Modelle noch einmal genauer unter die Lupe nehmen. Übrigens: Wenn du glaubst, dass ein 3-Konten-Modell einfach nur aus drei Konten besteht, eines für den Mann, eines für die Frau und ein Haushaltskonto, dann täuschst du dich. Das Modell hat eher etwas mit Sparen zu tun. Aber darüber sprechen wir ein anderes Mal!
Apropos Drei-Konten-Modell: Heutzutage musst du um diese Methode anzuwenden, nicht mehr drei unterschiedliche Kontokorrent eröffnen. Viele Banken bieten (Unter)Konten innerhalb eines einzelnen oder gemeinsamen Kontos an. Bei N26 heißen sie zum Beispiel Spaces.
Übersicht über deine Einnahmen & Ausgaben
Damit wir aber überhaupt wissen, wofür wir unser Geld ausgeben und wieviel wir monatlich beiseite legen können und sollten, müssen wir uns einen Überblick verschaffen. Das gelingt mit einem Haushaltsbuch! Ich bin schon sehr gespannt, ob wir mehr oder weniger als ein durchschnittlicher Haushalt in Südtirol ausgeben.
Mitte 2019, noch vor der Pandemie, hat das zentrale Statistikinstitut ISTAT die Daten zu den Konsumausgaben der Familien veröffentlicht: So haben im Jahr 2018 die privaten Haushalte in Südtirol durchschnittlich pro Monat 3.324 € für Essen, Trinken, Wohnen, Mobilität und so weiter ausgegeben. Die Hälfte der Familien gibt mehr als 2.938 € pro Monat für den Konsum aus.
Seitdem sind die Kosten für Wohnen, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe weiter gestiegen und viele Familien haben es zunehmend schwerer. Eine clevere Budgetplanung kann helfen und wir nutzen ab jetzt das Online-Haushaltsbuch der Südtiroler Verbraucherzentrale.
Es gibt das Haushaltsbuch seit 2008 und hat mittlerweile über 15.000 Nutzer. Wie genau ein Haushaltsbuch funktioniert und weitere Tipps, gibt es in unserem nächsten Beitrag rund um das Haushaltsbuch.
Titelbild: Priscilla Du Preez on Unsplash